Krankheitsbilder
Raubmilben: starker Schuppenbefall besonders im Nacken- und Rückenbereich, aber auch am Schwanzansatz, Hautläsionen, Haarausfall, Juckreiz (nicht immer vorhanden), evtl. raue und gerötete Haut
Ohrmilben (Ohrräude): Kopfschütteln, Stehohrkaninchen legen mitunter betroffene Ohren an, Kopfschiefhaltung möglich, borkige Krusten im Ohr, Entzündungen und Eiterpusteln an den Ohrmuscheln, bei starkem Befall und /oder Ohrentzündungen auch Gleichgewichtsstörungen möglich, Befall kann auch auf andere Körperregionen übergreifen
Grabmilben: (starker) Juckreiz, blutige Hautläsionen, Eiterpusteln möglich, raue Haut, Haarausfall, zuerst einzelne betroffene Stellen, wie Nasenrücken, Augenränder und Ohren, der Befall kann aber schnell alle Körperbereiche betreffen
Grasmilben: Juckreiz, gerötete Haut, evtl. auch Haarausfall
Haarbalgmilbe: Haarausfall und Hautläsionen, vor allem im Kopf- und Nackenbereich, Juckreiz möglich
Diagnose
Oftmals ist das klinische Bild schon ausreichend, kann aber durch einen Tesafilmabklatsch oder ein Hautgeschabsel unter dem Mikroskop bestätigt werden, mitunter (z.b. bei der Grabmilbe) kann auch ein tiefes Hautgeschabsel nötig sein. Hierbei wird so tief geschabt, bis Blut zu sehen ist, um die Milben nachzuweisen. Wir empfehlen, auf tiefe Hautgeschabsel zu verzichten, da diese sehr schmerzhaft sind und das klinische Bild in der Regel ausreichend ist.Bei der Ohrräude sollte das Licht vom Otoskop erst eingeschaltet werden, wenn es schon in den Gehörgang eingeführt ist, da Milben sehr lichtscheu sind und sich bei Lichteinfall sofort verkriechen und dann u.U. nicht mehr gesehen werden können. Auch bei einem negativen Tesafilmabklatsch oder Hautgeschabsel ist ein Befall nicht zwangläufig auszuschließen.
Behandlung
Bewährt haben sich bei Milbenbefall zum einen sog. SpotOn-Präparate wie z.b. Stronghold oder Advocate, die in den Nacken des Tieres geträufelt werden. Nach Stärke des Befalls wird die Behandlung zwischen 2 und 3 Wochen wiederholt. Auch der Wirkstoff Ivermectin (Ivomec), der im Abstand von jeweils 7-10 Tagen unter die Haut gespritzt wird, hat gute Erfolge erzielt.Wichtig: Kaninchen sollten niemals mit dem Anti-Parasitikum Frontline behandelt werden, da es hier schon aufgrund von Unverträglichkeiten zu Todesfällen kam!
Offene Wunden können zusätzlich mit einer Wund- und Heilsalbe, z.B. Bepanthen behandelt werden. Wir empfehlen, auch Partnertiere mitzubehandeln die symptomfrei scheinen - aufgrund eines besseren Immunsystems können diese zwar die akute Erkrankung unterdrücken, aber trotzdem befallen sein und innerhalb einer Gruppe immer wieder für eine Neuinfektion sorgen.
Eine gründliche Umgebungshygiene ist wichtig, da sich die Milben auch in Stroh, Heu und z.B. auf Holzgegenständen einnisten können:
Heu, Stroh und Einstreu sollte täglich erneuert werden
Pappgegenstände sollten gänzlich vernichtet werden
Einrichtungsgegenstände oder Spielzeuge aus Holz können im Backofen z.B. für 30 Min. bei ca. 80 Grad erhitzt und somit desinfiziert werden
oder mehrfach mit kochendem Wasser übergossen werden
auch das Einfrieren von Gegenständen oder Heu über einen Zeitraum von mind. 2 Tagen ist möglich
Textilien im Kochwaschgang mit Wäschedesinfektion waschen
auch die Behandlung mit einem tierverträglichen Desinfektionsmittel ist empfehlenswert. Geeignet sind hier z.B. Bactazol oder CaphaDesClean.
Bei hartnäckigem oder starkem Milbenbefall sollte man das komplette Gehege vollständig und sehr gründlich reinigen - sowohl in Aussen- als auch Innenhaltung ist hier eine Großaktion angesagt. Eine gründliche Umgebungsreinigung sollte so oft wie möglich stattfinden, damit auch die nachkommende Brut der Milben vernichtet wird.
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