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Bevor ich mir ein Tier nach Hause hole

Nutzer: LuckyBambus
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geschrieben am: 02.12.2008    um 16:38 Uhr   IP: gespeichert
Hallo,

folgendes musste ich in den letzten Wochen leider miterleben

Anfang des Jahres bin ich zu Sweetrabbits gekommen, weil ich bei meiner eigenen Kaninchenhaltung Hilfe brauchte. Ich war begeistert und habe einer Bekannten von dieser Seite erzählt, die auch zwei Kaninchen hatte, welche natürlich auch aus Unwissenheit teilweise falsch gehalten wurden.

Die Situation wurde umgehend für die Beiden verbessert und irgendwann kam man auf die Idee noch zwei Kaninchen dazu zu holen. Ich habe unendlich oft mit meiner Bekannten telefoniert, weil ich ja auch vier Kaninchen habe und man wissen wollte wie das bei mir so war.
Ich habe ihr davon erzählt wie ich die ersten Wochen nur geputzt habe, weil sich Kaninchen bei einer VG zu riesen Ferkeln entwickeln. Ich habe erzählt wie oft mir das Herz in die Hose gerutscht ist, wenn sich die Vier mal wieder richtig böse gezofft haben.
Meine Bekannte meinte das würde ihr alles nichts ausmachen, hauptsache am Ende verstehen sie sich alle.

Der Tag war da und zwei Kaninchen, die vorher ihr Leben in einem kleinen Käfig auf einem dunklen Dachboden verbracht haben, zogen ein. Nach vermutlich nicht mal 15 Minuten musste der Rammler dann auch schon wieder ausziehen weil er "aggressiv" war. Nach zwei Wochen musste dann auch das Weibchen ausziehen, weil es unsauber war und vermutlich auch Darmprobleme hatte. Die Beiden kamen zurück zu ihren alten Besitzern.
Dummerweise hatte man sich da in der Zwischenzeit schon einen unkastrierten Rammler von einer Dame geholt die ihre Kaninchenzucht aufgab. Er wurde kastriert und man holte sich noch das von den vielen Schwangerschaften ausgemergelte Weibchen dazu.
Tja und jetzt 3 Wochen und einige Nervenzusammenbrüche später wandern die Beiden ins Tierheim.
Der Dreck und die damit verbundene Arbeit war einfach zu viel, was einerseits verständlich ist, denn schwere gesundheitliche Probleme meiner Bekannten kamen noch hinzu.

Die viele Aufklärung, das gute Herz und der gute Wille haben einfach nicht ausgereicht. Es ist unendlich traurig denn diese Tiere hätten ein liebevolles Zuhause haben können. Vermutlich ist das kein Einzelfall.
Wenn man sich ein Tier nach Hause holt, reicht es nicht aus tierlieb zu sein und es reicht auch nicht aus sich über alles genau zu informieren.

Wenn man wieder mal Überstunden gemacht hat und man spät abends nach Hause kommt, dann muss man sich fragen, hätte ich jetzt noch die Nerven sauber zu machen?
Wenn ein Tier krank ist, habe ich dann die Nerven mir 3 mal am Tag in die Hand beissen zu lassen, weil ich Medikamente verabreichen muss?
Wenn ich am nächsten Morgen früh raus muss, habe ich dann die Nerven mich Nachts um 3 Uhr wecken zu lassen, weil die Tiere ihre Rangordnung klären?

Ich bin immer wieder unfreiwillig an Tiere aus schlechter Haltung gekommen, für die ich auf einiges verzichten musste.
Ich habe eine Hündin die mich ein Vermögen an Tierarztrechnungen gekostet hat, mein Erspartes für den Führerschein ging für sie drauf (ich fahre immer noch mit dem Rad).
Ich habe vier Kaninchen, die sich fleissig abwechseln mit krank werden, was ebenfalls ein kleines Vermögen kostet und meine Nerven sehr strapaziert.
Doch ich war jederzeit bereit diese Opfer zu bringen und das Schwanzwedeln meiner inzwischen 11 Jahre alten Hündin und das ausgelassene Haken schlagen meiner Kaninchen ist genug Entschädigung dafür.

Bevor man sich ein Tier ins Haus holt, sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es nicht immer nur schön ist ein Tier zu haben, es ist oft genug stressig, teuer und auch nervig.
Man sollte bereit sein solche Opfer zu bringen, das verstehe ich unter Tierliebe.

Die tolle Arbeit, die das Sweetrabbits Team hier leistet ist umsonst wenn man sich nicht genug Gedanken über die nicht so tollen Seiten der Tierhaltung macht und die Geschichte dann so ein Ende hat.

LG tina

  TopZuletzt geändert am: 02.12.2008 um 16:47 Uhr von LuckyBambus
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Nutzer: pimboline
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geschrieben am: 02.12.2008    um 20:16 Uhr   IP: gespeichert
Zitat von: LuckyBambus
Bevor man sich ein Tier ins Haus holt, sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es nicht immer nur schön ist ein Tier zu haben, es ist oft genug stressig, teuer und auch nervig.
Man sollte bereit sein solche Opfer zu bringen, das verstehe ich unter Tierliebe.
Da stimme ich dir eindeutig zu!
Man muss wie eine Mutter/Vater für sein Tier sein. Alles für es tun, es akzeptieren wie es ist und gern haben.
Ich spare keine Kosten und Mühen; ich habe meine Nins viel zu lieb, als dass es mich richtig stören könnte, wenn sie nachts anfangen sich zu jagen oder zu klopfen; ich bringe das Toi noch weg, auch wenn ich dadurch meinen Bus verpasse.
Wenn ich solch kleine Geschichten meiner besten Freundin erzähle, dann bekomme ich immer entsetzte Antworten ("Wie viel Geld für die Viecher drauf gehen, davon könnte man sich schon x-neue holen können." "Wenn die bei mir nachts anfangen würden, so einen Krach zu machen, dann...") Aber wenigstens akzeptiert sie, dass ich nun mal "ungewöhnlich" viel für meine Ninis tue. Also gerne Tiere zu streicheln, bedeutet noch lange nicht, tierlieb zu sein. Es gehört wirklich Aufopferung und Respekt dazu.
Also wenn man nicht tierlieb ist, dann kann man sich auch keine 4 Ninchen halten! Ich frage mich, wie die genannte Bekannte dann die Tipps von sweetrabbits aufnimmt. Es muss doch eine andere Verarbeitung der Infos vorliegen, als bei richtig tierlieben Menschen. Ich weiß ja nicht, wie die VG ablief, aber anscheinend hat sie falsch reagiert, obwohl sie sich doch eig hier informiert haben müsste.

lg
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Nutzer: LuckyBambus
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geschrieben am: 02.12.2008    um 20:55 Uhr   IP: gespeichert
In diesem Fall wurde einfach unterschätzt welche Arbeit auf einen zukommt. Man hat zwei stubenreine Kaninchen und denkt sich zwei mehr ist doch genauso einfach. Man hat die vielen Kuschelbilder süßer Kaninchen gesehen, die tollen Gehege aber man hat nicht den damit verbundenen Aufwand gesehen.

Man war hier einfach der Meinung, die Tiere müssten sich an unsere Spielregeln halten und so funktionieren wie man das gerne hätte.

Ich habe fast täglich über Stunden mit ihr telefoniert und mir den Mund fusselig geredet, einfach Sinnlos, sie hat gar nicht zugehört.

Ich habe jetzt überlegt ob es sinnvoll war ihr von dieser Seite zu erzählen. Ihre Beiden haben jetzt zwar ein artgerechtes Leben, aber dafür müssen vier andere Kaninchen leiden. Auch wenn diese Vier vorher schon kein schönes Leben hatten, macht es das Ganze nicht besser.

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Nutzer: Nadinchen
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geschrieben am: 02.12.2008    um 23:06 Uhr   IP: gespeichert
Da stimme ich dir voll und ganz zu!!! Ich glaube, ich bin ein Gegenbeispiel dafür, dass man auch über sich hinauswachsen kann.
Ich bin erst Mitte diesen Jahres zu Sweetrabbits gestoßen und habe beschämt feststellen müssen, was ich alles falsch gemacht habe - dabei bin ich schon seit 1998 Kaninchenmama.

Seit Mai oder Juni nun bin ich fast täglich auf den Sweetrabbits-seiten unterwegs und lerne ständig dazu. Ich habe die Haltungs- und Fütterungsbedingungen meiner noch verbliebenen Häsin verbessert, was auch mit Kosten verbunden war und hatte nun die Bestätigung, dass ich ihr wieder Partnertiere schenke. So kamen meine TH-Tiere Flo und Nelly zu mir. Ich war mir zwar bewusst, dass sie Arbeit machen würden, denn ich hatte zu meinen besten Zeiten 5 Kaninchen, aber mit den Problemen, die dann auf mich zukamen, ließen mich schon verzweifeln und meine Eltern haben mir vorgeworfen, dass ich zu unüberlegt war.

Ich habe die Herausforderungen angenommen und meine neuen Tiere nicht wieder ins TH zurückgesteckt, nur weil sie krank waren. Flo hatte mit leichtem Schnupfen zu kämpfen, der glücklicherweise bekämpft werden konnte und Nelly hat 2 Tage nach Ankunft 5 Junge geworfen. Und dabei hatte ich ein Gehege für 3 Kaninchen gebaut.
Abgeben kam für mich nicht in Frage, denn sie konnten nichts für die unverantwortlichen früheren Besitzer, die Nelly schwanger mit 3 alten Jungtieren vor das TH abgestellt hatten. Ich wollte die Kleinen behalten, egal wie ich es anstelle. Eine VG mit meiner alten Häsin hat sich dann bis September hinausgezögert, eben wegen der Kleinen, dann noch Kokis mit mehreren Rückschlägen, Würmer, Tumor-OP und Kastra meiner alten Häsin und anderen Schwierigkeiten. Ich war ständig auf Trab, habe mich bis spät in die Nacht um die Kaninchen gekümmert, mich belesen, kam nicht zum Lernen.

Die Mama hat die Kleinen 1 Woche nach Geburt aus dem Nest gescharrt und im Käfig verteilt. Ich wollte sie nicht sterben lassen. Ich war total verzweifelt und oft mit meinen Kräften am Ende. Meine Eltern und meine Schwester haben mich finanziell unterstützt und mir bei der Versorgung der Kleinen geholfen. Ich konnte Nelly noch eine Weile dazu bringen, die Kleinen wenigstens zu säugen (ich habe sie mit ihren tgl Mahlzeiten abgelenkt). Dann musste ich auf Katzenmilch umsteigen, da Nelly ausgemergelt war und die Kleinen nicht mehr an sich ran ließ, die Kokis haben ihr übriges getan.

Ich habe also die 5 Kleinen tgl 2-3 Mal mit der Spritze gefüttert, danach Bäuchleins massiert. Ich habe nicht aufgegeben und alle haben überlebt. Ich habe langsam die Milch abgesetzt und Heu und FriFu eingeführt. Ich war sozusagen ihre Mama. Ich war sichtlich froh, als sie aus dem Gröbsten raus waren. Eine Mutter hatten die Kleinen leider nicht, konnten leider nichts von ihr lernen. Nelly hat sich gut erholt. Die Kleinen sind auf dem Damm. Fixi, meine alte Häsin durfte Mama spielen und wenigstens 2 der Kleinen etwas beibringen. Was sie sichtlich genossen hat. Heute kann ich sagen, dass sie viel handzahmer sind, als meine anderen Kaninchen, ich denke, weil sie von Hand aufgezogen wurden. Ich bin froh, dass Nelly bei mir geworfen hat, was wäre sonst aus ihnen geworden???

Ich habe es geschafft, dass alle den Platz haben, den sie verdienen. Meine Eltern haben 3 Kleine genommen und es geht ihnen prächtig. Ich bin "Patentante" und kontrolliere, dass es ihnen auch gut geht, meine Eltern lernen nie aus Ich konnte sie von Sweetrabbits überzeugen und haben bereitwillig ihre Küche den 3 RÄubern geopfert.

Ich muss sagen, dass dieses Jahr eines meiner traurigsten und aufregendsten Jahre war. Ich habe 2 Kaninchen und 1 Wellensittich verloren, sie sind tief in meinem Herzen. Ich habe ein Vermögen an TA-Kosten ausgegeben, für die Kastra der 3 Rammler, Kastra der Fixi, OPs, Impfungen, Krankheitsbehandlungen. Viel mehr, als in den letzten 10 Jahren zusammen. Ich habe Opfer gebracht, habe meinen Freund vernachlässigt, habe mein Studium vernachlässigt, um meinen Tieren zu helfen. Ich liebe sie und wenn Pepita abends an meiner Hose zuppelt um auf meinen Schoß zu dürfen, dann könnte ich vor Freude heulen. Meine Kaninchen sind meine Kinder. Und ich bin jederzeit bereit, wieder solche Opfer zu bringen, weil sie es wert sind.

Man hat sich die Tiere angeschafft, um sie zu lieben und auf sie aufzupassen. Und nicht abzugeben, weil sie Arbeit oder Kosten verursachen. Ein Kind gibt man auch nicht ab, wenn es zu teuer wird, zu viel Arbeit macht, krank wird. Man sitzt an seinem Bett. Und so sollte jeder auch mit seinen Tieren umgehen!!!
LG von Nadine mit Teddy & Soraya
Fixi, Pepita, Nelly, Othello & Gigolo - Ich trage euch auf Ewig in meinem Herzen!

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Nutzer: LuckyBambus
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geschrieben am: 03.12.2008    um 08:45 Uhr   IP: gespeichert
Du sprichst mir aus dem Herzen Nadine

Sei stolz dass du das alles so gemeistert hast. Ich weiß selbst dass es oft schwer ist, aber es lohnt sich.

Bekannte haben sich vor längerer Zeit an mich gewandt weil sie eine Katze hatten, die so dick war dass sie sich nicht mehr selbst putzen konnte und den Teppich dafür benutzte. Sie fragten mich ob ich sie vielleicht zum Diät machen bei mir aufnehmen würde, weil sie es nicht durchhalten würden mit dem Tier eine Diät zu machen.
In Wirklichkeit war es ihnen einfach zuviel jeden Tag die Spuren aus dem Teppich zu schrubben. Ich mochte diese Katze nicht, das Tier war zusätzlich auch noch sehr bösartig. Flocke wurde 7 Jahre lang von den Kindern geärgert, dass sie keinen Fremden an sich heran lies. Manchmal konnte man nicht mal an ihr vorbei laufen, weil sie einen dann angefallen hätte.
Ich habe sie trotzdem bei mir aufgenommen, bin zum TA habe sie impfen lassen und habe in Zusammenarbeit mit dem Arzt eine Diät begonnen. Keine billige Diät denn nach 7 Jahren Übergewicht und einer darausfolgenden Herzschwäche war Vorsicht geboten.
Flocke war ein armes Geschöpf, sie bewegte sich kaum, konnte sich nicht putzen und war natürlich sehr biestig.
Nach zwei Wochen lies sie sich streicheln, sie kam und schnurrte, was für ein tolles Gefühl. Wenige Wochen später entdeckte sie die Natur. Sie brachte mir Vögel nach Hause und raufte mit anderen Katzen. Nach der Diät sah sie aus wie ein Flughörnchen weil sich die Haut nicht mehr zurückbildete. Aber sie war ein glückliches Flughörnchen, das stundenlang draussen auf Streifzug war und ihr neues Leben genoss.
Ich habe mir riesen Ärger mit der Familie eingehandelt weil ich sie nicht mehr zu ihnen zurück brachte. Leider konnte ich ihr auch auf Dauer kein gutes Zuhause bieten und so musste ich sie weitervermitteln. Jetzt lebt sie auf einem großen Grundstück ohne Kinder und ist endlich Katze.


Man muss sich vorher im Klaren darüber sein, dass man auch schlechte Zeiten mit einem Tier durchmachen muss. Merkt man erst hinterher dass es einem zuviel ist, hilft das dem Tier kein bischen.
Das ist egoistisch und hat einfach nichts mit Tierliebe zu tun.

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