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Optimale Kaninchenernährung

Nutzer: MeinNameistHa
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geschrieben am: 01.10.2010    um 17:09 Uhr   IP: gespeichert
Hallo liebe Nutzer,
ich habe mich im Rahmen meiner Examensarbeit über die optimale Ernährung pflanzenfressender Kleintiere bei Euch im Forum umgesehen. Da Ihr alle Fertignahrung strikt ablehnt und große Mengen Grünfutter füttert, hätte ich in diesem Rahmen gerne Eure Antwort auf folgende Fragen:
- 80% der Kaninchennahrung soll gutes Heu ausmachen. Wenn Ihr einem 5kg Kaninchen ein halbes Kilo Grünfutter am Tag füttert, nimmt es dann wirklich noch 2kg Heu auf?
- wie kann Grünfutter alleine die Versorgung mit hochwertigen Fetten sicher stellen?
- Kaninchen brauchen auch B-Vitamine und Spurenelemente/Mineralstoffe. Wie kann die ausreichende Versorgung sicher gestellt werden?

Danke für Eure Antworten
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Nutzer: schnuffelnase
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geschrieben am: 01.10.2010    um 17:58 Uhr   IP: gespeichert
Ich stelle mal eine Gegenfrage... Warum kommen Wildkaninchen ohne angereichertes Fertigfutter aus? Die finden und fressen auch kein Futter, welches mit Nahrungsergänzungsmittel angereichert ist.

Die Aussage mit den 80% Heu ist nicht mehr aktuell und du wirst sie auch bei uns nicht auf den Ernährungsseiten finden.
Grüße von Karin
  TopZuletzt geändert am: 01.10.2010 um 18:12 Uhr von schnuffelnase
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Nutzer: MeinNameistHa
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geschrieben am: 01.10.2010    um 18:15 Uhr   IP: gespeichert
Ich will Euch ja nicht kritisieren, nur Antworten auf verschiedene Fragen zu verschiedensten Fütterungsmodellen. In der Wildbahn gefundenes Fressen ist nährstoffreicher, da es nicht aus ausgespülten Böden kommt. Das ist vergleichbar mit Hühnereiern, die von biologisch vollwertig ernährten Hühnern kommen und deswegen noch Jod und Omega-3-Fettsäuren in sich tragen. Im Übrigen haben in der Wildbahn lebende Kaninchen einen großen Mangel an Zink (da Kupfer als Gegenspieler in unseren Böden durch Überdüngung zu finden ist) und dem Vitamin B-Komplex. Da auch Folsäure dazu gehört, findet man häufig zu wenig "gute" Darmbakterien bei Wildtieren um Parasiten abzuwehren. Das mit dem Heu ist mir neu, ich dachte, dass es für den Zahnabrieb unvermeidlich ist.
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Nutzer: schnuffelnase
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geschrieben am: 01.10.2010    um 21:14 Uhr   IP: gespeichert
Nicht Heu an sich ist für den Zahnabrieb verantwortlich, sondern die Kaubewegung, die beim Zermahlen von Nahrung ausgeführt werden muss, also auch Frischfutter, welches nicht in Häppchen geschnitten wurde, fördert den Zahnabrieb. Die vorderen Zähne werden duch Abnagen abgenutzt.
Pellets und Körner werden aber nicht großartig gekaut, sondern eher zerquetscht, wobei Pellets auch schnell "zerfallen", da sie ja auch schon aus sehr stark zerkleinerten Bestandteilen bestehen.

Ob die "normale" Kost draußen wirklich nährstoffreicher ist, kann ich nicht beurteilen. Aber auch hier wird es regional sicherlich große Unterschiede geben und auch aufgrund verwendeter Dünger, Pflanzengifte etc. (wie zum Beispiel in Feldnähe) Ungleichgewichte bestehen.
Dann kann man auch sicherlich Unterschiede zwischen Biogemüse und Supermarktgemüse feststellen...

Letztendlich kommt es eher darauf an, sortenreich zu füttern, umso weniger Mangelerscheinungen treten auf.
Und durch ihre spezielle Verdauung sorgen Kaninchen über ihren Blinddarmkot selber für die "Herstellung" wichtiger Nährstoffe.

Bei Fertigfutter kann es auch schnell zu einer Überversorgung mit Nährstoffen kommen, die auch durchaus Schäden verursachen können.
Grüße von Karin
  TopZuletzt geändert am: 02.10.2010 um 07:35 Uhr von schnuffelnase
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Nutzer: CyCy
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geschrieben am: 02.10.2010    um 02:33 Uhr   IP: gespeichert
Zitat von: MeinNameistHa

- 80% der Kaninchennahrung soll gutes Heu ausmachen. Wenn Ihr einem 5kg Kaninchen ein halbes Kilo Grünfutter am Tag füttert, nimmt es dann wirklich noch 2kg Heu auf?
- wie kann Grünfutter alleine die Versorgung mit hochwertigen Fetten sicher stellen?
- Kaninchen brauchen auch B-Vitamine und Spurenelemente/Mineralstoffe. Wie kann die ausreichende Versorgung sicher gestellt werden?
Hallo,

zuerst einmal ist Karin zuzustimmen - die 80% Heu empfehlen wir hier nicht. Zahnabrieb ist natürlich am einfachsten durch Heu zu erreichen, welces zudem a eher nährstoffarm ist und uns als Heimtierhalter so auch zugute kommt - Übergewicht ruft es nicht hervor, sorgt aber trotzdem für die ach so wichtige Füllung des Verdauungstraktes.
Zahnabrieb erfolgt auch über Grünfutter: Selbsttest ist hier möglich. gepresste Nahrungsmittel zerfallen bei einem Biss zu Brei oder Staub, Beispiel etwa Frühstückscerealien, ein ganzes Wirsingblatt oder Löwenzahn muss man gehörig zermahlen und durchkauen um es ähnlich klein zu bekommen.

Kaninchen können durchaus 50% ihres Körpergewichtes pro tag an Frischfutter aufnehmen und ich denke dass diese veraltete 80% Emfehlung eben aus der Mischung von dieser Wahrheit und der ebenso überholten Faustregen 100g Frischfutter pro kg Kaninchen entstanden ist.
Beispiel deines 5kg Kaninchens: Man weiß, dass es bis zu 2,5kg Futter am Tag aufnehmen kann. 100g pro kg sollten dann etwas als Frischfutter vorliegen, dann fehlen noch 2kg um die 2,5 voll zu machen - das sind 80%.
Aber uch die 100-Gramm Regel empfehlen wir hier keineswegs als Credo sondern wenn überhaupt dann erwähnen wir sie nur als ungefähren Richtwert mit viel Spielraum.
Fakt ist und bleibt aber, dass Kaninchen als Tiere die mit relativ karger Kost auszukommen gewohnt sind, eine Aufnahme von 50% ihres eigenen Gewichtes an Futter bewerkstelligen können. Ob sie das brauchen, wenn wir ihnen ausreichend Frischfutter mit einer bandbreite an Inhaltsstoffen anbieten, das sei dahingestellt.
Nachzumessen wie viel Heu meine Tiere am Tag aufnehmen ist dagegen eher unmöglich ohne eine wissenschaftliche Versuchsaufbaute zu planen.

Was Fette,Mineralien und Spurenelemente angeht ist, so denke ich, Sortenvielfalt der Schlüssel.
Wie Karin schon sagte - je breiter die Palette, desto weiter die Menge an verschiedenen Nährstoffen welche die Tiere aufnehmen.
Zumal ich denke dass, selbst wenn wir "nur" einen geringen Teil der aufgenommenen Nahrung in Form von Gemüse und Obst zur Verfügung stellen und überwiegend Heu und im Sommer Saftfutter anbieten, so ist doch auf diese Wiese trotzdem eine gewisse Menge an Fruchtgemüsen,Knollengemüsen und Obstfrüchten gegeben. Und das täglich.
Ein Wildkaninchen, zu dem du a die Parallelen gezogen hast, wird keineswegs jeden Tag an 4-6 verschiedene und vor allem vollreife Früchte und Gemüse kommen sondern vor allen Dingen von den Pflanzen, Trieben und Blättern fressen. Dass zB ein Trieb und Blatt einer Topinamburpflanze ungleich wenier Nährstoffe beinhaltet als die Knolle, welche wir dann vornehmlich verfüttern würden, ist außer Frage.
Was ich sagen will ist folgendes: Auch wenn unsere Kaninchen im Vergleich zu den wilden Artgenossen nur wenig "frisches" Futter bekommen, so sind Art, Reifegrad und Bandbreite(Kaninchen als sehr revierbezogene Tiere haben nur das, was in ihrem Revier wächst) in der Heimtierhaltung sicher besser zu bewerten.
Auch wenn vielleicht die Wurzel einer wilden Möhre aus weitgehend unberührter Natur deutlich mehr "gute" Inhaltsstoffe enthält als eine Karotte auskonventioneller landwirtschaft, so bekommen unsere Kaninchen von diesen wenier nahrhaften Karotten doch in schöner regelmäßigkeit zu fressen. Das wilde Kaninchen dagegen nur, wenn es a) das Glück hat, eine solche Wurzel zu finden und auszugraben, b) diese nicht mit den Sippenmitgliedern teilen muss und c) die Jahreszeit stimmt.

Kurzum: Selbst wenn die Qualität der Nährstoffe in der Wildbahn wirklich besser ist - da muss ich mich auf deine Aussage verlassen - so machen wir dieses Defizit dann so gut wir können durch Quanität wieder wett.

Alles Gute!



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