|
geschrieben am: 30.12.2010 um 11:02 Uhr IP: gespeichert
|
|
Mein geliebter oller Brummbär,
vor über 10 Jahren auf der Suche im Tierheim nach zwei Kaninchen kam ich an dir nicht vorbei. Obwohl du durchaus schnuckelig warst, war es nicht die Liebe auf den ersten Blick, du nicht derjenige den ich sofort ausgewählt hätte.
Nein, du hast mich ausgesucht. Du hast dich dermassen an das Gitter deines kleinen Käfigs gedrängt als wolltest du versuchen, dich stückchenweise hindurch zu quetschen, hast um Aufmerksamkeit gebettelt, dass ich gar nicht anders konnte, als dich zu streicheln und schliesslich mitzunehmen. Dann hast du mich sofort verzaubert.
Die Liebe auf den zweiten Blick, die dann entstand, war grenzenlos und werde ich derart vielleicht nie wieder für ein Kaninchen empfinden können.
Nach über 10 Jahren musste ich nun Abschied von dir nehmen. Die letzten Tage hast du stark abgebaut.
Deine Hinterbeine wollte nicht mehr, hast nur noch auf deinem Schenkel gesessen. Wenn du laufen wolltest, hast du dich nur noch im Kreis drehend vorwärts bewegt, die wärmende Streu weggefegt oder Heu um deine Beine gewickelt. Deine Beine waren schmutzig und nass, du konntest sie nicht mehr sauberhalten. Vor Anstrengung bis du dann irgendwo sitzengeblieben. Hast dann auf deinem nassen Schenkel auf den kalten Steinen gesessen. Du warst wahrscheinlich völlig blind, ein Auge war trotz Salbe ständig zugeschwollen, wahrscheinlich weil du immer umgefallen bist und dich dort mit Stroh gepiekst hast. Du warst so dünn, die Nase verschnupft, die Kälte hat dir zu Schaffen gemacht.
Die letzten Wochen warst du nicht mehr so kuschelig, die täglichen Medikamentengaben hast du nur ungern über dich ergehen lassen, hast dich gewehrt und dich viel zurückgezogen.
Nein, eine Besserung war nicht mehr in Sicht, und obwohl du noch aufmerksam warst und mit Appetit gefressen hast, mochte ich dir dieses Leben nicht mehr zumuten.
Ich habe lange mit mir gerungen, auf ein endgültiges Zeichen gewartet, so richtig gehen wolltest du noch nicht, aber du solltest das große Leid nicht noch erfahren müssen.
Dein Lebensgeist war bis zuletzt vorhanden, hast zuvor noch gierig Brokkoli genascht und mir die Hand geschleckt. Das hat es mir besonders schwer gemacht. Du warst so tapfer. Ich hoffe, ich habe in deinem Sinne gehandelt.
So hast du in deinem Zuhause in einem Bett aus Stroh und Heu im Beisein deiner Mädels, mit meinen Streicheleinheiten, noch Heu mümmelnd, deine letzte Reise angetreten. Die Tierärztin ist gekommen und hat dich auf die Reise geschickt, du bist sanft eingeschlafen.
Trotz der widrigen Wetterbedingungen haben wir alles versucht, dass du bei uns deine letzte Ruhe finden kannst, denn ich wollte dich unbedingt bei mir haben. Und so liegst du nun in unserem Garten, bei deinen Freundinnen Skippy, Gipsy und Kimba. Sie haben dich sicherlich empfangen.
Fridolin, du bist nicht allein gegangen, ein Teil von mir ist mitgegangen.
Du bist so tief in meinem Herzen, dass nun ein Teil davon fehlt. Mit dem verbliebenen Teil werde ich für deine Mädels da sein und gut auf sie aufpassen, das verspreche ich dir.
So lange warst du bei mir, ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, wie es einmal ohne dich war. Nun muß ich lernen, ohne dich zu sein.
Du warst ein Teil meines Lebens, hast mich so oft in schönen und schwierigen Situationen begleitet. So manche Träne habe ich in dein Fell geweint, du warst immer für mich da, du alte Schmusebacke. Du und Skippy, ihr wart sogar bei meiner Hochzeitsfeier dabei! Welche Braut hat schon ein Kaninchen im Arm?!? Sogar bis in den Weltraum leuchtest du, dank Google Earth! Du bist schon ein toller Kerl!
|
Schöne Grüße von Marion
mit Joshi, Atika, Blue, Olivia und Otis
|
|
|
|