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Erfahrungsbericht: Kaninchenschnupfen aus der Zoohandlung

Nutzer: Susanne
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geschrieben am: 11.01.2009    um 07:46 Uhr   IP: gespeichert
Im November 2004 habe ich selbst aus Unwissenheit und mangelnder Fachberatung zwei Kaninchenweibchen aus einer Zoohandlung erworben. Mal abgesehen von ihrem etwas schmuddeligen Fell und der viel zu kleinen Größe, machten sie einen munteren Eindruck auf mich. Doch der Schein trog. Zwar besserte sich die Fellstruktur, die zwei wirkten nicht mehr so mitgenommen, aber dafür trat ein anderes Problem auf.
Zunehmend konnte ich Niesanfälle und feuchte Nasen bei den zweien entdecken. Noch keine Ahnung von Kaninchenschnupfen habend, ging ich dann mit den zwei Bündeln zum Tierarzt. Dieser ebenfalls nicht gut informiert, verharmloste das Geschehen und spritze mal eben irgendein Antibiotikum. Eine Wiederholung sollte erfolgen und dann sollte der Schnupfen besiegt sein. Daraus wurde aber nichts. Immer wieder kam es zu Schnupfenanfällen, welche von Apathie und Fressunlust begleitet waren. So langsam ins Zweifeln geratend, suchte ich Rat im Internet und musste feststellen, dass die bisherige Behandlung vollkommen falsch angegangen wurde. Also habe ich meine mittlerweile 3 Kaninchen zu einem anderen Tierarzt gebracht und dort dann einen Nasenabstrich zur genauen Erregerbestimmung machen lassen.

Die Folge davon war, dass das Ergebnis erschütternd war. Zwei Bakterienstämme wurden im Abstrich gefunden. Sowohl die viel bekannten Pasteurellen, als auch die Bordetellen. Bordetellen sind leider sehr schwerwiegend und meist unheilbar. Man kann durch das entsprechende Antibiotikum oft nur lindern und die Symptome schmälern, aber heilen kann man den Schnupfen nicht. Es ist also ein Chronik gegeben.
Meine erste Frage war: wie könnten meine Kaninchen so was bekommen haben? Bordetellen werden oft von Vögeln übertragen, welche die Bakterien in sich tragen. Dabei sind sie nicht selbst symptomatisch betroffen, sondern nur Überträger. Da in Zoohandlungen die Vögel oft dicht bei den Kleintieren zu finden sind, oder gar Papageien und andere große Vögel frei in den Läden gehalten werden, ist eine Ansteckung damit nicht auszuschließen. Die Pasteurellen sind leider in vielen "unsauberen" Zuchten zu finden, wo sie oft nicht erkannt oder behandelt werden.

Somit haben meine 3 Kaninchen die unliebsamen "Tierchen" aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Zoohandlung mitgebracht. Nun folgte eine lange Behandlung mit den als wirksam identifizierten Antibiotika. Bei zweien meiner Kaninchen ist Besserung bzw. Symptomfreiheit eingetreten und bei der dritten kam der Schnupfen in unregelmäßigen Abständen wieder. Nach 3,5 Jahren Kampf gegen die Erkrankung hat meine kleine Püppi den Kampf verloren. Ich musste sie schweren Herzens einschläfern lassen. Sie hat ihr Gewicht um die Hälfte reduziert, konnte nicht mehr sitzen, fiel permanent um und war einfach nicht mehr sie selbst. Nach 6 Wochen intensiver Behandlung, hat sie dann aufgegeben und ich habe sie auf ihrem letzten Weg begleitet. Das war das schmerzlichste, was ich je erlebt hab. Alle Mühe war umsonst. Man fühlt sich hilflos und schuldig, wieso man ihr nicht helfen konnte.

In der Zwischenzeit habe ich zwei weitere Kaninchen mit Kaninchenschnupfen aus einer Zoohandlung gerettet. Da die Krankheit bei den zweien sichtbar war und ein Verkauf somit nicht mehr vertretbar gewesen wäre, wollte der Verkäufer sie "kostengünstig" als Schlangenfutter abgeben. Die Behandlungskosten wären ja schließlich zu hoch. Da hatte er die Rechnung aber ohne mich gemacht. Ich hab die zwei dann kurzer Hand mitgenommen und am folgenden Tag einem Tierarzt vorgestellt. Die Behandlung wurde sofort nach einem Nasenabstrich eingeleitet. Die zwei sind seither weitestgehend symptomfrei und genießen ihr Kaninchenleben zusammen mit meinen anderen beiden Rabauken. Leider sind immer wieder Tierarztbesuche nötig, da es immer mal wieder zu Schnupfenausbrüchen kommt. Die 4 werden ihr Leben lang damit zu tun haben und immer Stammgast beim Tierarzt sein. Meine Aufgabe ist es nun, ihnen die nötige Behandlung zu kommen zu lassen und ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen.

Leider ist das kein Einzelfall, denn die Tiere in den Zooläden werden seltenst ärztlich versorgt. Oft ist auch die Herkunft der zum Verkauf angebotenen Tiere unklar, so dass keine Garantie für das Nichtvorhandensein von Krankheiten im Zuchtbestand gegeben ist. Die Käufer kaufen ihre Tiere, ohne zu wissen, was sie eventuell noch zusätzlich mitnehmen.

Daher mein Appell an alle zukünftigen Kaninchenbesitzer: Kaufen Sie Ihre Kaninchen nicht im Zooladen, sondern gehen Sie ins nächste Tierheim und schenken Sie den dort lebenden Kaninchen ein schönes Zuhause. Die Tiere dort sind meist ärztlich untersucht, kastriert und geimpft. Vielleicht erreichen wir damit, dass die Zoofachmärkte sich Gedanken über ihre Haltung und Beratung machen und den Verkauf von Kleintieren fachkundiger gestalten oder gar abschaffen, um Kaninchen die Qual des Kaninchenschnupfens zu ersparen.

Copyright by kati (sweetrabbits)

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*George Bernard Shaw*
  TopZuletzt geändert am: 04.10.2012 um 10:28 Uhr von Alexandra