Auf den Beitrag: (ID: 251071) sind "3" Antworten eingegangen (Gelesen: 7436 Mal).
"Autor"

Kalzium und Oxalsäure - Fragen

Nutzer: AnnaLotta
Status: Superhase
Post schicken
Registriert seit: 06.07.2011
Anzahl Nachrichten: 220

geschrieben am: 19.09.2011    um 11:15 Uhr   IP: gespeichert
Bei euren Ernährungstipps steht, dass Staudensellerie viel Kalzium hat -sind da eigentlich nur die Blätter des Staudenselleries gemeint, oder hat auch die Knolle sehr viel Kalzium?

Eines unserer Meerschweinchendamen darf nicht zu viel Kalzium, da sie schon mal einen Blasenstein hatte - und so sind wir etwas ängstlich wegen der ganzen Kalziumzufuhr auch bei unseren Kaninchen - da wir sie von einer Pflegestation haben und so nicht wissen, ob sie zu Blasengries neigen.

Und was hat es eigentlich mit der Oxalsäure auf sich. Ist sie in größeren Mengen giftig?
Darf man möglichst kein Futter mit Oxalsäure und Kalzium gleichzeitig geben?

Wenn man gleichzeitig Chicoree und Fenchel gibt, ist das dann zu viel Kalzium auf einmal? (Die Vermutung warum unsere Meerscheinchendame einen Blasenstein hatte)
  Top
"Autor"  
Nutzer: CyCy
Status: SR-Team
Post schicken
Registriert seit: 30.07.2009
Anzahl Nachrichten: 22563

geschrieben am: 19.09.2011    um 14:36 Uhr   IP: gespeichert
Hallo AnnaLotta,

diese ganze Calcium-Oxalsäure-SchlammnierenBlasensteingriesweissichnichtswas Diskussionen sind einfach schwierig, weil es wie in allen futterfragen weder Zahlen noch Untersuchungen gibt, die uns wirklich etwas sagen.
Jedes Kaninchen 'funktioniert' eben anders. Manche haben eine höhere Neigung zur Entwicklung von Schlämmen als andere.

Fakt ist: Egal was man füttert, es ist normal dass Kaninchen das überschüssige Kalzium(Ca) einfach über den Urin ausscheiden.
Wenn der Urin also mal "trübe" aussieht ist das ein Zeichen dafür, dass was rauskommt. Per se ist das gut. Dann, wenn es nicht dauerhaft so ist bzw wenn das ganze auch noch flüssig ist und nicht schon "pastös" und schwer auszuscheiden.

Damit aber etwas, was im Körper überflüssig ist, dann auch ausgeschieden werden kann muss ausreichend Flüssigkeit vorhanden sein - sonst entsteht eben so eine "Paste".

Rechenbeispiel:
Bei Trockenfuttertieren kann man das beobachten. Ihr Futter enthält schon allein deshalb, weil die Flüssigkeit fehlt, auf 100g sehr viel mehr Ca als Frischfutter. Und eben null bis verschwindend wenig Wasser.
Beispielsweise:Ein Kaninchen frisst 100g Grünkohl (echte Ca-Bombe) und nimmt so in etwa 181 Milligramm Ca auf. Und geschätzte 90 Gramm Wasser.
Bei 100g von einem beliebigen Trockenfutter eines namhaften Herstellers nimmt das selbe Tier etwa 1 Gramm Ca auf (ja, das ist zwar weniger als im Grünkohl mit seinen 1,8g) aber dafür auch vielleicht nur 1 oder 10g Wasser.
Im Vergleich hat also das naturnahe Frischfutter im Extremfall ein Ca-zu-Wasser-Verhältnis von 1:45 - ein Trockenfutter ein Verhältnis 1:1.
Um das noch weiter auszuwalzen, ein Ca-armes Fischfutter wie sagen wir mal Gurke (OK, die ist arm an allem außer Wasser...) bringt im Labor 15 Milligramm Ca und über 90 Gramm Wasser ins Spiel. Das heißt: Verhältnis 1:600



Worauf will ich damit hinaus?
Trockenfutter (ich hab jetzt natürlich Industriefutter genommen, aber auch Heu und Trockenkräuter haben ENORM hohe Werte im Ca-Bereich) ist automatisch das Futter der Verlierer unter dieser Fragestellung.
Selbst wenn der Gehalt im Grünkohl als "hoch" gilt - wenn du den zusammen mit anderen Gemüsen anbietest, dann relativiert sich das alles. Eine gesunde Mischung der Gemüse und am allerwichtigsten eben ein hoher Anteil an Flüssigkeit (also Frischfutter, denn das hat alles viel Wasser ins sich, sogar Sellerieknollen und andere Wurzeln) sind wichtig, denn sie helfen alles was überschüssig ist auszuspülen.

Dann ist auch egal, wenn man mal eine calciumreichere Mahlzeit füttert. Die Nieren der Kaninchen fragen nach keinen Tabellen, und wir Menschen sollten das auch nicht tun.
Verschiedene Sorten anbieten, viel Flüssigkeit möglich machen, dann hat man die besten Voraussetzungen geschaffen.




Oxalsäure?
Tja, die ist nicht "giftig", wohl aber in großen Mengen gesundheitsschädlich. Sie ist eine Substanz, die sich gern mit dem Calcium verbindet. Es entsteht dann "Calciumoxalat".
Wenn also viel (zu viel) Oxalsäure aufgenommen wird, dann kommt der Organismus nicht mehr an sein benötigtes Calcium (denn das hat die Oxalsäure sich schon 'gekrallt') und es kommt dadurch zu Mangelschäden.
Das passiert nicht in Nullkommanix wenn man einmal zu viel Ampfer ins Gehege schmeißt, also muss man da nicht direkt panische Angst vor Oxalsäure entwickeln. Eine Vergiftung ist möglich (in sehr hohen Mengen würde die Oxalsäure auch Calcium aus dem Blutkreislauf rausziehen, was dann eine echte und schnelle "Vergiftung" wäre, so wie wir sie uns vorstellen), aber es sind ziemliche Mengen nötig.
Ein bekanntes Problem ist, dass Blasensteine ganz oft aus Calciumoxalat bestehen, denn diese Calciumoxalat-Kristalle sind eben unlöslich und ziemlich stabil. Wenn aber Oxalsäure nur in normalen Mengen aufgenommen wird, dann können diese und ihre Kristalle (zB eben das Calciumoxalat, aber auch andere mögliche Produkte) einfach über den Urin ausgeschieden werden.
Auch Kaninchen in freier Wildbahn fressen mal etwas, das Oxalsäurehaltiger ist, und mal lassen sie es stehen. Ich nehme nicht an, dass sie sich daran vergiften.




Sprich: Die Erklärung hier war vielleicht sehr im Detail, die Lösung ist allerdings ganz, ganz einfach:
Man sollte nicht mit Futtermitteltabellen rumrennen, sondern stattdessen eine ausgewogene Fütterung betreiben. Mit wechselnden Sorten und viel frischem Futter, damit alles was raus muss auch raus kommt.



*Jetzt Pate werden*: >KLICK HIER!<
  TopZuletzt geändert am: 19.09.2011 um 19:51 Uhr von CyCy
"Autor"  
Nutzer: FlockyFlocky
Status: GESPERRT
Post schicken
Registriert seit: 05.08.2010
Anzahl Nachrichten: 370

geschrieben am: 19.09.2011    um 14:45 Uhr   IP: gespeichert
Ich denke auch, dass das mit Kalzium, Oxalsäure, Gerbsäure, Blausäure usw. hin und wieder etwas übertrieben wird.
Wenn die Kaninchen abwechslungsreich (egal ob mit Grünem von draußen oder gekauftem Grünzeug bzw. Gemüse) gefüttert werden, kommt es zu keinen Problemen damit.
Meine bekommen tgl. frische Luzerne (viel Kalzium), gemischt mit vielen anderen Wiesenkräutern. Dadurch nehmen sie automatisch viel Flüssigkeit auf und das überschüssige Kalzium wird beim Pinkeln mit ausgeschwemmt.
Ich füttere auch 1-2x die Woche im Wechsel Weidenäste (Gerbsäure), Sauerampfer (Sauerampfer) usw.
Meine Devise ist: Die Menge macht das Gift.
Ich mache vom Chicoree auch nicht die äußeren Blätter ab (viel Oxalsäure), da sie IMMER in einem ausreichenden Gemisch gefüttert werden. Außerdem gibt es Chicoree nicht 7x die Woche, sodass die Menge wieder geringer ist.
Eine gute Abwechslung ist das A und O. Ich würde halt darauf achten, dass eine Futterportion nicht ausgerechet aus 4 Sorten mit extrem viel Kalzium besteht.
Ich habe sogar mal gelesen, dass man mit Karotten den Kalziumgehalt senken kann, inwieweit das stimmt, weiß ich nicht.
Aber da es bei mir sowieso im Winter tgl. Karotten gibt wird das dann schon passen.
  Top
"Autor"  
Nutzer: AnnaLotta
Status: Superhase
Post schicken
Registriert seit: 06.07.2011
Anzahl Nachrichten: 220

geschrieben am: 19.09.2011    um 19:44 Uhr   IP: gespeichert
Okay, danke für die Antworten. Dann bin ich beruhigt. Da wir verschiedene Sorten an Frischfuter anbieten, werden die Tiere damit keine Probleme bekommen.
  Top