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Wuschel ist so scheu geworden! |
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geschrieben am: 08.08.2012 um 17:07 Uhr IP: gespeichert
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Seit Nelly vor 7 Monaten gestorben ist, hat ihr Bruder Wuschel zu mir das Zutrauen fast verloren. Kann es denn sein, dass er bemerkt hat, dass ich Nelly weggebracht habe und sie nicht mehr wieder kam? Macht er mich dafür verantwortlich? Seine neue temperamentvolle Partnerin Resi lässt er auch nicht so richtig an sich ran. Ab und zu mal ist das schon zärtlich, dann ist er wieder auf der Flucht vor ihr.
Ich vermisse seine Nasenküsschen. Er hat mich früher richtig abgeschlabbert. Wie kann ich denn sein Vertrauen wieder gewinnen?
Resi hingegen freut sich komplett, wenn sie mich sieht und weicht nicht von meiner Seite. Sie ist anscheinend komplett froh über ihr neues Zuhause.
Meinem Sohn gegenüber ist Wuschel jedoch zutraulich. Wie kann das gehen? Wie kann man sein Verhalten mir gegenüber ändern?
Ich sitze dann oft da und denke, ich wollte Nelly ja auch nicht gehen lassen, aber sie ist über die Regenbogenbrücke gehoppelt. Und mir selbst tut es immer noch weh. Dann auch vor allem, wenn Wuschel sich so verhält, als würde ich dafür verantwortlich sein.
Das tut dann doppelt weh.
Soll noch einer sagen, dass Kaninchen nicht denken können oder nicht fühlen. An meinen - bis jetzt dreien - hab ich das komplette Gegenteil erfahren. Jedes einzigartig, jedes anders.
Und sie ändern ihr Verhalten der Situation entsprechend, wie Wuschel jetzt. Wenn ich nur die Hand nach ihm ausstrecke, rennt er weg. Das hat er früher nie gemacht.
Was kann ich denn tun, um sein Vertrauen wieder zu gewinnen? Hab ich überhaupt eine Chance?? Habt ihr auch ähnliche Erfahrungen, nach dem Tod eines Kaninchen und einer neuen Vergesellschaftung? Dass euer erstes Tier das Vertrauen zu euch verloren hat?
Danke, wenn ihr antwortet! |
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TopZuletzt geändert am: 08.08.2012 um 17:13 Uhr von mino
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geschrieben am: 08.08.2012 um 18:06 Uhr IP: gespeichert
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Hallo,
also ich bin ganz offen: Bei deinem ersten Absatz habe ich gedacht (und denke es noch jetzt), dass du das Kaninchen heir sehr arg vermenschlichst. Kaninchen haben, so glaube ich, keine so komplexen ethischen und moralischen Systeme wie wir Menschen, und ich glaube nicht dass es in ihren Köpfen ein Gebilde gibt, welches unserem Verständnis von Schuld oder von Verantwortung entspricht.
Ich halte Kaninchen keineswegs für "dumm", aber ich glaube dass ihr Leben von anderen Dingen in Anspruch genommen wird und sie so mit dem Überleben beschäftigt sind, dass die Philosophie da wenig Raum einnehmen würde in ihrem Kopf. Einfacher gesagt: Nein, ich glaub nicht, dass dein Kaninchen sich von dir zurückgezogen hat weil du seine Partnerin nicht mehr wiedergebracht hast.
Stattdessen kann ich mir vorstellen, dass die etwas unentspannte neue Gruppensituation (du sagst ja, er und die neue Häsin seien sich noch uneinig darüber wie der Alltag laufen sollte) sein Verhalten insgesamt beeinflusst.
Du warst, und bist, Teil der Umwelt des Kaninchens. Und wenn die sich so krass verändert mag es sein, dass das Tier auch die unveränderten Aspekte seiner Umwelt anders behandelt.
Nicht aber, weil du an irgendetwas Schuld bist, sondern vielleicht weil er sich mit der neuen Häsin nicht ganz so sicher fühlt und deshalb allgemein vorsichtiger lebt. Oder, weil seine neue Häsin eben so wild ist, dass auch er etwas wilder wird - Kaninchen verändern sich und vor allem ihre Rolle in der Gruppe mit jeder neuen Vergesellschaftung.
Ich sage mal so, auch wenn du es nicht hören wolltest: Lass ihm seine vorsicht, wenn die jetzt zu ihm gehört. Wenn das ist, was deinem Tier Sicherheit gibt, dann ist es doch so weit OK.
Es kann immer sein, dass er wieder zutraulicher wird, vielleicht mit dem Alter.
Und ein weiterer Rat: Versuch, deine Nelly auch im Kopf gehen zu lassen. Wenn es Zeit für ein Tier ist, zu gehen, dann ist es der größte Dienst den wir ihnen erweisen können, indem wir sie tatsächlich gehen lassen.
Das hast du für sie getan. Es ist OK traurig zu sein, und ganz toll, sich zu erinnern. Aber man muss einfach deshalb einen Strich darunter ziehen und eine neue Situation akzeptieren lernen, weil Kaninchen eben genau das tun: Sie leben im Jetzt, und der Wuschel aus seiner letzten Partnerschaft (vielleicht die treibende Kraft und der mutige Beschützer) muss nicht zwingend der selbe Wuschel von heute (vielleicht der weniger aktie und darum eher passive Part) sein. Kaninchen sind nur selten mit einem anderen Partner das selbe Tier.
Alles Gute |
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geschrieben am: 09.08.2012 um 20:34 Uhr IP: gespeichert
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Danke für diese wundervollen Sätze! Nelly muss ich gehen lassen, aber es fällt mir so schwer nicht mehr um sie zu weinen. Resi ist in meinem Herzen, aber sie ist so eine wilde Maus. Insgesamt klappt es jedoch mit den Beiden.
Bis heute habe ich noch das Gefühl, ein Loch im Herzen zu haben. Das tut auch manchmal richtig weh. Es ist aufgerissen, als ich die Nachricht bekam, dass Nelly bei der OP verstorben ist.
Ich habe das Borderline-Symptom, da fällt das alles doppelt so schwer. Ich kann keine Trauer verarbeiten, keine Alltagsprobleme, alles ist harte psychische Arbeit. Therapieresistent, hat man mir gesagt. Medis nehme ich nicht, weigere mich.
Tiere waren immer der Anker in meinem Leben, auf die kann man sich verlassen, die fordern nicht so viel von dir wie manche Menschen. Sie sind auch schutzbedürftig und du musst dich liebevoll um sie kümmern.
Und ich hab um Nelly gekämpft, obwohl ich schon irgendwie wusste, dass wir keine Chance mehr haben.
Cycy, du hast das so wunderschön geschrieben, vielleicht hilft mir das doch über die kommende Zeit. Danke dir dafür!! |
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