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Aus aktuellem Anlass: Gedanken über Tierschutzarbeit

Nutzer: Susanne
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geschrieben am: 12.05.2007    um 01:18 Uhr   IP: gespeichert
Es waren 3 Kaninchen, die mich bewogen haben, über Tierschutzarbeit im allgemeinen und Kaninchen im Besonderen nachzudenken und so habe ich vor rund 4 Jahren damit begonnen. Es war quasi ein Selbstläufer, denn je weiter ich in die Materie vordrang, umso mehr Schreckliches offenbarte sich mir und so traten langsam alle meine Hobbys in den Hintergrund und ich begann, mich um ungewollte, gequälte, vernachlässigte und heimatlose Kaninchen zu kümmern.

Durch meine berufliche Tätigkeit bin ich in der Lage, die Seiten von sweetrabbits für eine Suchmaschine zu optimieren, dass sie gut gefunden werden. Das war und ist der Sinn von sweetrabbits. Ich schrieb all' mein erlangtes und ständig erweitertes Wissen auf und möchte es den Menschen zugänglich machen, damit es Kaninchen besser geht.

Zwangsläufig kam auch Anfragen nach der Aufnahme von Tieren. Aus verschiedenen Gründen - manche nachvollziehbar, manche weniger. Dennoch nutzte ich meine Möglichkeiten, um so vielen Tieren wie möglich zu helfen. Ich habe ein großes Grundstück, 2 alte Pferdeställe zu Kaninchenställen umgebaut und aufgrund meiner Selbständigkeit auch die Möglichkeit, mir die Zeit frei einzuteilen.

Inzwischen habe ich 35 Tiere hier sitzen. Zugegeben: ich bin ein Organisationstalent, daher ist es keine Sache, die Tiere gut zu versorgen, kleine Patienten zu behandeln und noch Zeit für's kuscheln zu finden.

Dass der letzte Monat mit Tierarztkosten, Futter und Versorgungsgütern die 1.000 EUR-Grenze geknackt hat, ist auch nicht das Problem. Ich kann es mir leisten.

Doch was sich inzwischen breit macht, lässt mich nachdenken, ob das alles noch so seine Richtigkeit haben kann:

- mich erreichen Mails und Anrufe aus dem gesamten Bundesgebiet, dass man sein Kaninchen bei mir abgeben will

- man in der eigenen Region nichts, aber auch gar nicht gefunden hat und wenn ich doch Kaninchen helfen will, MUSS ich das Tier aufnehmen. GOOGLE - was ist das?

- wieso ich nicht ständig telefonisch erreichbar bin, ich sei doch dazu da, um zu helfen

- warum ich nicht mitten am Tag zu einer Beratung vorbeikommen könne - man hätte doch gerade Urlaub

- man hätte gerade 3 Tiere aus einer Zoohandlung errettet, aber kein Geld, die Tiere zu versorgen und wieso es so lange dauern würde, bis ich die Tiere endlich aufnehmen kann

- man keine Lust mehr auf das Kaninchen hat, ich es bitte sofort abholen möge

- man sich für ein Vermittlungstier interessiert und warum ich das nicht nach Frankfurt bringen wolle. Ich könne doch froh sein, ein Tier weniger versorgen zu müssen

So macht sich in den letzten Wochen ein Gedanke bei mir fest: die Menschen machen mich fertig. Ob aus Dummheit, Unwissenheit oder Dreistigkeit. Nicht die Tiere sind es, die mich schlauchen, sondern die Menschen. Und diese sind es, die mich manchmal dazu bringen, die ganze Sache hinzuschmeissen.

Tierschützer werden oft als aggressiv dargestellt......heute weiss ich warum.

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Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.
*George Bernard Shaw*
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Nutzer: Jackalope
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geschrieben am: 12.05.2007    um 03:43 Uhr   IP: gespeichert
Ich glaube ich weiß sehr gut, wovon Du schreibst.

Schuld ist meines Erachtens die Geiz-ist-geil-Mentalität. Die Leute bekommen es von allen Seiten um die Ohren gehauen: Gratis, billig, bitteschön. "Warum soll ich meine Finger krumm machen? DIE wollen MIR etwas verkaufen, also sollen die mir die Füße küssen!"
Was durch die Werbung und das Internet vorgemacht wird, macht sich leider auch immer mehr in der Gesellschaft breit: Alles soll umsonst sein. So erachtet es der hirngewaschene Deutsche als selbstverständlich, daß Du ihm alles hinterherträgst.

Du kannst heutzutage einfach nicht mehr erwarten, daß die Leute nachdenken, leider. Das jemand zu dämlich ist, mit Google umzugehen, erfahre ich auch immer wieder - manche kennens noch nicht mal. Von der Suchfunktion in Foren mal ganz zu schweigen.

[ - man hätte gerade 3 Tiere aus einer Zoohandlung errettet, aber kein Geld, die Tiere zu versorgen und wieso es so lange dauern würde, bis ich die Tiere endlich aufnehmen kann

- man keine Lust mehr auf das Kaninchen hat, ich es bitte sofort abholen möge ]

Beide Fälle klingen schon fast nach Erpressung... als ob Du die offizielle Abgabestelle für ungewollte Kaninchen wärst. Letzterer droht wahrscheinlich noch, das Tier irgendwo auszusetzen, wenn du nicht kommst, oder?

Und hallo, es ist zwar ein edles Motiv, die Tiere aus der Zoohandlung zu retten, aber im Endeffekt schadet man der Sache dadurch nur. Wenn ich weiß, ich kann die Tiere nicht ernähren, dann frage ich _vor_ der Rettung nach, ob sich vielleicht jemand um die armen Seelen kümmern kann. So hast Du drei neue Felle(Wortspiel) am Hals, und die Zoohandlung hat wieder Platz für neue "Ware" und außerdem noch Geld gemacht.

Außerdem wollen die Leute, die ihr Tier loswerden wollen, mit großer wahrscheinlichkeit nicht mal einen müden Cent an dich spenden, richtig? Und die Leute, die nach Frankfurt geliefert haben wollen, hättens auch gerne kostenlos, richtig?

Was meinst du, was hier in Berlin passiert ist, als das Tierheim damit anfing für jedes abgegebene Tier 8 Euro zu nehmen? Die Zahl der ausgesetzten Tiere stieg sprunghaft an.

Ich hab ja zwei Jahre auf nem Tierhof gearbeitet. Landwitschaftsbetrieb, offiziell.
"Zuchtbetrieb im europäischen Programm zum Erhalt vom aussterben bedrohter Haustierrassen"

Im Rahmen unserer Satzung konnten wir auch abgegeben Tiere aufnehmen, allerdings NUR "landwirtschaftliche Nutztiere", sprich Hühner, Kühle, Ziegen, Schafe, Schweine, etc. Ab und zu waren auch Kaninchen dabei. Ich erinnere mich an einen Fall:

Ein Mädchen, ca. 13-14 Jahre alt, kommt auf den Hof und fragt, ob sie ihre 3 Kaninchen bei uns abgeben kann. Bevor ich antworte, schaue ich schnell in die Ställe, ob überhaupt Platz wäre. Negativ. Ich rate ihr, es beim Tierheim zu versuchen. "Da war ich schon, aber da kostet das Geld." Ich sage ihr, das es mir Leid tut, aber wenn sie die Tiere wirklich abgeben muss, soll sie im Bekanntenkreis fragen oder einfach die Gebühr zahlen. Sie zog dann ab und tauchte nie wieder auf.

Wohl aber die drei Kaninchen.
Die fanden wir eines Morgens im Putengehege. Drei Rammler, vermutlich aus einem ungewollten Wurf, kurz vor der Geschlechtsreife. Riesengroße Tiere. Nicht kastriert.

Die aggressiven Truthähne hatten die Ninchen teilweise bereits verletzt gehabt.

Wie du schon sagst. Die Menschen sind es. Da wünscht man sich dann, Sachen zu tun, die leider, leider verboten sind.

Lass dich nicht entmutigen, denn Du stehst über diesen Dingen.

Liebe Grüße,
Eike
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