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wissenschaftliche Argumentation gegen Käfighaltung

Nutzer: haesliclub
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geschrieben am: 20.11.2012    um 17:02 Uhr   IP: gespeichert
Ich war letztens bei einem Biologen zu Hause und er hat mir eine Arbeit mitgegeben, die ein ehemaliger Student bei ihm gemacht hat. Die Arbeit ist uralt (1984) und sogar noch mit Schreibmaschine geschrieben aber der Inhalt ist, denke ich aktuell geblieben.

Die Arbeit handelt von der "...tiergerechtheit ... der Batteriekäfige für Mastkaninchen." Ich dachte mir die Ergebnisse könnten noch ganz nützlich sein bei zukünftigen Beratungsgesprächen resp. Beratungsresistenten Nachbarn etc. Im Prinzip ist den meisten hier wohl schon alles bekannt nun ist es aber noch "wissenschaftlich bewiesen" und vlt. taucht ja für den einen oder anderen doch noch etwas neues auf.

Der Autor hat über längere Zeit eine Gruppe Kaninchen (Neuseeländer) beobachtet. Er hat eine Gruppe gleichaltriger Jungtiere aus demselben Wurf (Oder auch Halbgeschwister) aufgeteilt in Gehege, Käfig und Käfig mit ½ h Auslauf am Tag. Dann hat er die Bewegungsmuster der Tiere festgehalten.

Wie nicht anders zu erwarten, waren die meisten Bewegungsabläufe im Käfig nicht oder nur ansatzweise möglich/vorhanden. Es wird aber festgestellt, dass alle "Bewegungsspiele" ein Bedürfnis des Kaninchens sind. Also nicht nur Zweckmässiges wie Futtersuche/Flucht erfüllen sondern eben auch das "Spiel" ein Bedürfnis ist. Auch schliesst er aus den veränderten Bewegungsspielen, dass "Entwicklung der typischen Fortbewegungsweisen sowie Aufbau eines leistungsfähigen Fortbewegungsapparates" nicht möglich sind.

Käfigtiere mit Auslauf zeigten im Gehege zuerst dieselben Bewegungsabläufe wie die Gehegetiere. Spielerisches Verhalten (Sprünge etc.) traten in der kurzen Auslaufszeit sehr viel dichter aufeinander auf, als bei Gehegetieren. Mit höherem Alter und somit mit mehr Gewicht treten z.B. eingeknickte Fussgelenke auf.

=> über längere Zeit reicht der tägliche Auslauf NICHT aus um die Bedürfnisse des Kaninchens zu decken. Die Käfig- mit Auslauftiere zeigten mit 90 Tagen ähnliche Konditionsschwächen wie die Käfigtiere. Es wurden auch z.B. die Oberschenkel (Hinterbein) geröntgt und dabei konnten kaum Unterschiede zwischen Käfigkaninchen und Käfig mit Auslauf Kaninchen festgestellt werden. Jedoch waren die Gehegetiere deutlich gesünder, da sie die entsprechenden Bewegungen mit der Hinterhand ausführen konnten. (Bei Bedarf schreibe ich euch gerne noch die Fachbegriffe für die Knochen etc. dazu )

Die Infos stammen aus der Arbeit "Beurteilung der tiergerechtheit handelsüblicher Batteriekäfige für Mastkaninchen." Von Michel Lehmann. Reicht das als Quellenangabe oder braucht es noch mehr?

Ganz schön langer Text

Hoffe war ok, das hier zu posten? War mir auch nicht ganz sicher in welche Rubrik...

Lg


**Die Achtung vor der Eigenart des Tieres ist die Grundlage für eine Freundschaft mit ihm**
  TopZuletzt geändert am: 20.11.2012 um 17:03 Uhr von haesliclub
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Nutzer: inwy
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geschrieben am: 20.11.2012    um 18:37 Uhr   IP: gespeichert
huhu,

sehr interessanter artikel. leider sind solche abhandlungen meistens in einem fachchinesisch geschrieben die kaum ein normaler mensch verstehen kann.

ich kann es einfach nicht nachvollziehen wieso die tiere aus den tierhandlungen immer noch mit käfig verkauft werden.

käfige müssten vom preis her so teuer sein dass man eher zu ganz normalen gehegeelementen greift.

ich glaube aber es ist leider immer noch so, dass leute einfach in eine zoohandlung gehn sehen "oh wie süß guck mal ein kleines kaninchen" und es kaufen ohne sich zuvor zu informieren oder mal darüber nachzudenken dass ein solches tier auch bedürfnisse hat.

ich hasse so beratungsresistente menschen habe ja das beste beispiel in meinem freundeskreis....

ich hoffe du schaffst es die abhandlung bekannt zu machen

lieben gruß

christina
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Nutzer: DieMümmels
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geschrieben am: 20.11.2012    um 18:58 Uhr   IP: gespeichert
Das find ich super, danke, dass du das postet, haesliclub
Das klingt doch sehr handfest
Vielleicht kann es ein Mod in den "Übersichtsbeitrag der wichtigsten Beiträge zum Expertenrat - Schöner wohnen" eintragen oder einen neuen Sammelbeitrag für wissenschaftliche Quellen eröffnen.
Liebe Grüße,
Bianca mit den Langohren Biene, Blume und Pepino und der Samtpfotenbande,
Nelly- Maus immer im Herzen
  TopZuletzt geändert am: 20.11.2012 um 19:27 Uhr von DieMümmels
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Nutzer: Cyranida
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geschrieben am: 20.11.2012    um 22:40 Uhr   IP: gespeichert
Das ist interessant. Vielen Dank für die Infos.

Traurig finde ich, dass sich bereits 1984 wissenschaftlich mit dem Thema auseinander gesetzt wurde und das es immer noch Käfige für Kaninchen gibt und diese wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht angewandt werden.
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"Autor"  
Nutzer: haesliclub
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geschrieben am: 20.11.2012    um 22:51 Uhr   IP: gespeichert
danke Hab ich gerne gemacht

Ja, das hab ich dem Biologen auch gesagt, er fand dann, dass es schon Veränderungen gab und dass halt eine "artentsprechende Haltung" gar nicht möglich sei... Da ich aber eig. nicht wegen der Kaninchen bei ihm war haben wir nicht viel weiter über dieses Thema diskutiert.

In der Arbeit werden auch die Ergebnisse mit den Tierschutzgesetzen (Schweiz) verglichen und eigentlich widerspricht sich das ganze ziemlich :( aber bei "nur Tieren" wird halt nicht so genau hingeschaut, resp. viel Spielraum zur Interpretation gegeben...

Lg
**Die Achtung vor der Eigenart des Tieres ist die Grundlage für eine Freundschaft mit ihm**
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