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Kaninchen - Spätherbst !!!

Nutzer: Schneggelchen
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geschrieben am: 07.12.2012    um 14:14 Uhr   IP: gespeichert

Ich weiß nicht, wohin ich diesen Beitrag schreiben soll, er darf also gerne auch verschoben werden.

In meiner Zeit als Kaninchenbesitzerin hatte ich noch nie das Glück, dass eins meiner Tiere bei mir richtig alt werden durfte.
Leider haben mich meine Nasen in der Regel aufgrund von Krankheit zwar im hohen Alter, aber dennoch nicht aus Altergründen verlassen.

Meine alte Dame Emely ist nun fast 10 Jahre alt, und natürlich habe ich gelesen, wie sich Kaninchen im Alter verändern, dass sie nicht mehr so agil sind, dass sie div. Leiden haben, dass sich das Alter an Altermagerkeit und verändertem Fell zeigt, aber das Wissen ersetzt nicht das Gefühl, deshalb wäre es mir wichtig, mich einfach mit Menschen auszutauschen, die das alt werden ihrer Tiere erlebt und erleben und die sich über die winzigen Veränderungen ebenso Gedanken machen wie ich.

Emely hat im letzten Jahr wirklich sehr viel durchgemacht.
Sie hatte eine Zeh-Amputation, eine Kieferfraktur, Zysten, div. Zahnbehandlungen, Bronchitis und Schnupfen, diese Kastration und zuletzt jetzt eine "stressbedingte" Pilzinfektion.

Ich hatte in diesem Jahr ganz oft den Gedanken.
"Was muss sie noch überstehen ??? Wie lange schafft sie das noch ???
Wie stark ist sie wirklich ???"

Sie ist verdammt stark, aber so nach und nach habe ich das Gefühl, schwinden ihre Kräfte, und ich habe Angst, mir einzugestehen, dass es vielleicht wirklich schon Spätherbst sein könnte. Was nicht heißt, dass es in den nächsten Wochen zuende geht. Auch ein Herbst kann lange sein. Aber:

Mein Bauchgefühl ist eigentlich sehr verläßlich, und es erzählt mir Etwas, das ich nicht in Worte fassen kann, was mich aber auffordert, achtsam zu bleiben.

Mein Wunsch ist es, mich mit Euch auszutauschen.
Kennt ihr die Besorgnis, dass der Tag kommt, an dem der Herbst zuende geht?

Kennt ihr das Gefühl, dass sich Etwas verändert, das ihr nicht benennen könnt, von dem ihr aber wißt, dass ihr es nicht verhindern könnt?

Ich habe keine Angst, Emely loszulassen, wenn es für sie an der Zeit ist. Ich habe nur Angst vor dem Moment in dem es passiert.

Setzt ihr Euch auch manchmal mit dem Gedanken auseinander, was sein wird, wenn das Tier nicht mehr da ist ?

Für mich gehört es zur Verantwortung für mein Tier, dass ich es begleite so wie es das braucht. Ich fürchte nicht, dass ich nicht merke, dass der Zeitpunkt gekommen ist. Ich fürchte, dass mein Bauchgefühl verlässlich ist.

Eure Gedanken würden mir sicher sehr helfen, besser mit der Situation umzugehen.

Herzlichen Dank !!!
Mit traurige Grüßen
Carmen, Luis und Lina

Kiko (16.12.2015 ) - Baby-Bär - Mein Herzenstierchen
Fetti (28.10.2015 ) - Mein Mädchen - Es tut so weh.
Luca (29. 11. 2013) - Geliebter kleiner Bursche - Du fehlst
Emely (17. 06. 2013) - Meine kleine Prinzessin - Voller Dankbarkeit.
Matthis (15. 01. 2011) - Stern meines Herzens - Ich vermisse Dich.
Finchen (16. 10. 1994) - Auch Du !!!
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"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
Antoine de Saint Exupéry

Am Tier zuerst übt sich das Kind in Barmherzigkeit oder Grausamkeit - und erwachsen ist es dann hilfsbereit oder unbarmherzig auch gegen seine Mitmenschen.
Friedrich Fröbel
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Nutzer: Kisara
Status: Oberhase
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Anzahl Nachrichten: 151

geschrieben am: 07.12.2012    um 15:22 Uhr   IP: gespeichert
Hallo Schneggelchen,

Deine Gedankengänge kann ich sehr gut nachvollziehen, das habe ich mit meiner Joy erlebt, die nach fast 11 gemeinsamen Jahren verlassen hat. Das ganze ist schon knappe 2 Jahre her, doch es berührt mich immer wieder, wenn ich an die Zeit des "Spätherbstes" zurückdenke.

Ich durfte noch nie zuvor eine sol lange Zeit mit einem Ninchen zusammensein, und ich empfinde es als ein besonderes Geschenk.
Es fing bei meiner Joy erst mal ganz unmerklich an, daß sie sich veränderte, sie wurde ruhiger, und es stellten sich Alterszipperlein an, wie zB. Arthrose. Es ging ihr trotzdem noch ganz gut dabei, aber mein Bauchgefühl fing genau wie bei Dir sich an zu melden. Sie blieb eine ganze Zeit noch sehr stark, aber dann fing sie an, immer weiter abzubauen. Mein Bauch grummelte immer mehr....

Wir beide haben gemensam versucht, dem Alter entgegenzuwirken, und durch die lange Zeit habe ich das Gefühl gehabt, in ihren Augen lesen zu können, wie in einem offenen Buch. Hörst sich vielleicht komisch an, aber sie hat auf ihre Art gesprochen. Oft habe ich mir überlegt, ob ich den Punkt des Abschiednehmens verpassen würde, und ich würde Joy zu lange leiden lassen. Wenn ich abends nach Hause kam, hatte ich Angst nach ihr zu sehen, sie wäre über die RBB gegangen... So ging es immer weiter, und es schmerze mich immer mehr, sie so zu sehen. Oft stand ich vor ihr, und habe sie gefragt, ob sie gehen wollte. Dann schaute Joy mich an, und sie "sagte" : Nein, noch will ich nicht"

Dann kam der Tag, vor dem ich so eine Angst hatte. Ohne Zweifel, es war Zeit, sie über die RBB nach Hause zu schicken. Weinend fuhr ich zum TA, und als sie die erste Spritze bekam, drücke sie ihr Köpfchen in meine Hand, und leckte sie zum Abschied. In dem Moment brach mein Herz, aber ich wußte, daß ich alles richtig gemacht hatte und meine negativen Gedanken waren unnötig gewesen. Ich war erleichtert, und Angst kam an diesem Tag nicht auf, eher nur die Erleichterung, daß Joy sanft einschlafen konnte.

Worüber ich allerdings gar nicht nachgedacht habe, ist die Zeit danach, was mache ich, wenn Joy nicht mehr ist. Das hab ich erst einmal total verdrängt, es war mir egal. Erst später war mir klar, daß ich eine Pause in der Kaninchenhaltung brauchte, die über 1 Jahr dauerte.

Jetzt hüpfen wieder 2 Plüschis bei mir herum, und hoffe, daß ich mir wegen ihnen noch lange keine Abschiedsgedanken machen muß.
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Nutzer: Quirly
Status: Megahase
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Anzahl Nachrichten: 1026

geschrieben am: 07.12.2012    um 15:57 Uhr   IP: gespeichert
Hallo,

wir haben uns von unserem zehnjährigen Mädchen verabschieden dürfen. Einige Monate davor war es unser neunjährige Rammler. Es waren beides sehr schöne Tiere, zumindest für mich. Manchmal haben wir rumgespaßt, dass Bambis Proportionen nicht ganz so vorteilhaft waren, aber...naja...sie hatten beide ihren ganz eigenen Charakter, der sich im Laufe der Zeit auch etwas wandelte.

Man merkt es an Kleinigkeiten...graue Stellen im Fell und das Tier wird langsamer. Zumindest kam es mir so vor, aber ich wollte das alles nicht sehen. Nicht, weil ich meine Tiere nicht gerne beobachtet habe, sondern weil ich nicht wollte, dass es vorbeigeht. Vielleicht ist das ein Nachteil an Kaninchen...dass ihr Leben so kurz ist.
Am schönsten war immer, wenn meine kleinen Lieblinge in der Sonne lagen und die Wärme zu genießen schienen. Am Ende wurde eben auch nicht mehr viel rumgeturnt, sondern...viel geschlafen und geruht.

Mein Freund hat versucht mich darauf vorzubereiten, aber das alles hilft nichts, wenn es wirklich so weit ist. Auch wenn ich meinem Freund gegenüber es nie eingestanden habe, aber nach Quirlys Tod wurde ich wachsamer. Ich habe Bambi mehr beobachtet, weil ich einfach...sicher gehen wollte, dass alles in Ordnung ist.
Ich fühlte mich wirklich wie eine Glucke, die bei jeder Kleinigkeit oder Unregelmäßigkeit sich Sorgen gemacht hat. Aber trotzdem war es auf eine andere Art eine schöne Zeit, die ich gerne mit ihr durchgestanden habe. Auch ihre letzten Stunden - in ihrem Notrevier - als sie den Brei vom Löffel geleckt hat und immernoch sie selbst war, waren irgendwie schön. Natürlich war sie nicht mehr meine Kackbratze, mein kleines Monster...sondern ein Tier, dessen Kräfte wirklich am schwinden waren.

Ich bin dankbar für die beiden, auch wenn ich jetzt wieder mit verweinten Augen vor dem Rechner sitze. Mein Freund hat mir letztens Gummihandschuhe mitgebracht und ich musste lächeln. Die hatte ich für meine Alten gebraucht, auch wenn Bambi lieber mit bloßen Händen angefasst wurde. Sie mochte das Material einfach nicht.

Genieß die Zeit mit ihr und vertrau auf deinen Bauch

Liebe Grüße
Simone
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Nutzer: Nachtschwarz
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Anzahl Nachrichten: 9456

geschrieben am: 07.12.2012    um 17:25 Uhr   IP: gespeichert
Es ist schön wenn ein Tier bei einem alt wird, aber wenn das Alter, dann langsam aber sicher, immer sichtbarer wird, wächst auch die Angst. Wie wird das sein, wenn genau dieses Tier das einen schon so lange begleitet, einen dann verlässt?

Meine ersten beiden Kaninchen wurden 7 und 9 Jahre alt, beide waren nie richtig krank. Kaninchen waren für mich damals recht problemlose Tiere, ich habe mir auch keine großen Gedanken gemacht, das sie schon älter wurden. Dann lag Finnie als ich abends heimkam tot im Stall, es war ein sehr heisser Tag gewesen, aber nichts was wir nicht schon gehabt hätten.
Ich war sehr schockiert und traurig, irgendwie hatte ich diese Möglichkeit nicht in Erwägung gezogen, es hieß doch, Kaninchen können 10 Jahre alt werden. Aus meiner Sicht hätte es noch nicht so weit sein dürfen.

Aber ich hatte keine Zeit zu trauern, ich mußte ein Mädchen für Fetz suchen, der in Hungerstreik trat. Bis das Alles geregelt war, schob ich die Trauer zurück und dann wagte ich es nicht sie hervor zu holen. wie sollte ich um meinen kleinen blauäugigen schwarzen Schatz trauern? Der Gedanke tat weh und so wandte ich mich lieber den lebenden Tieren zu. Es dauerte 2 Jahre bis es mir gelang ruhig und mit einem Lächeln an ihn zu denken. Fetz starb genauso überraschend, wie der Tierarzt meinte wohl an Herzversagen, hätte er vorher Krankheitsanzeichen gezeigt, wäre mir sein Alter bewusster geworden, aber er war wie immer, bis er tot im Stall lag.

Ich glaube nicht das man den Schmerz umgehen kann oder sich darauf vorbereiten soll oder kann. Er wird kommen, aber er geht auch wieder.
Ich musste schon viele Tiere gehen lassen, zum Teil auch nach sehr langer Zeit, das ist sehr sehr hart.
Mein Lieblingspferd nach 24 Jahren einschläfern zu lassen, war einer der furchtbarsten Momente meines Lebens, es hatte mich die bewußtere Hälfte begleitet und diese Entscheidung wollte ich eigentlich nie treffen müssen.
Aber der Tag kam und das Schicksal wollte es so, er war krank und es war keine plötzliche Entscheidung, aber das macht es nicht leichter.
Heute kann ich an die schöne Zeit mit ihm zurück denken, aber das ist jetzt auch 5 Jahre her. Trotzdem würde ich mir immer wieder Tiere anschaffen, das Schöne überwiegt das Traurige bei weitem.

CIR - Caroline mit Iskander & Roxana


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Nutzer: Schneggelchen
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geschrieben am: 07.12.2012    um 17:54 Uhr   IP: gespeichert


Nach der Kastration bekam ich ein Kaninchen zurück, das vor Kraft strotzte. Es war, als würde sie noch einmal Alle Reserven zusammennehmen und mir zeigen, was in ihr steckt.

Sie bretterte durchs Wohnzimmer, was sie vorher nicht mehr getan hatte. Sicher auch wegen des Unwohlseins. Sie sprang aufs Sofa und räumte eifrig alle Kissen herunter - Jede Nacht. Auch das hatte sie nicht mehr gemacht.

Plötzlich gelang es ihr wieder in ihr Klohäuschen zu springen. Das war ihr vorher nicht mehr möglich gewesen. Sie fraß und frißt endlich wieder ihr geliebtes Heu und macht mir nur noch selten auf den Teppich weil sie offensichtlich durch diese veränderte Gebärmutter auch Blasenprobleme gehabt hat.

All dies tat sich nach der Kastration auf, und ich dachte:
"Wow - was ist geschehen - Jungbrunnen !!!"
Diese fiese Gebärmutter muss ihr mehr zuschaffen gemacht haben, als sie mir signalisierte.

An all diesen wiederentdeckten Fähigkeiten hat sich nichts geändert.
Sie fetzt auch jetzt noch abends durchs Wohnzimmer, kommt gesprungen, wenn ich mit einer Tüte raschle und sie schläft den ganzen Tag wie ein Baby in ihrem wiedergefundenen geliebten Klohäuschen.
Mit einer Engelsgeduld erträgt sie die nervigen Pilzbehandlungen und läßt sich danach mit Sonnenblumenkernen trösten.

Ich glaube es ist nicht das "normale"Zeichen von Altwerden, das ich meine, es ist diese Müdigkeit die manchmal von ihr ausgeht die man ihr nicht ansieht, die man einfach spürt.

Sie wirkt so dünn auch wenn sie nicht abgenommen hat.
Sie frißt weniger, obwohl sie in einem körperlich - soweit - guten Zustand ist.
Sie schläft mehr und viele tiefer und sie zieht sich zurück.

Für Emely scheint das Alles so in Ordnung zu sein.

Nein, man kann sich nicht darauf vorbereiten. Selbst wenn man es versucht, und wenn man schon vorher oft dieses Zwicken im Herzen hat. Wenn es soweit ist, dann ist es ein Höllentrip.
Trotzdem tut es gut, auch andere Stimmen / Euch zu lesen, denn ich merke, dass ich auch mit meiner Wahrnehmung nicht alleine bin.

Nein - Ich glaube nicht, dass Emely uns in den nächsten Tagen und Wochen verläßt, und ich möchte ihr auch aus meiner Angst heraus nicht das Gefühl geben, dass ich mit einem baldigen Abschied rechne, denn das hätte sie nicht nicht verdient. Es geht schlicht um dieses Gefühl.
Dieses Gefühl das vielleicht nur der hat, der diesem Tier wirklich nahe ist, und dem jede Mimik, jede Gestik, jede winzige Regung des Tieres vertraut sind.

Danke für Eure Offenheit !!!

Mit traurige Grüßen
Carmen, Luis und Lina

Kiko (16.12.2015 ) - Baby-Bär - Mein Herzenstierchen
Fetti (28.10.2015 ) - Mein Mädchen - Es tut so weh.
Luca (29. 11. 2013) - Geliebter kleiner Bursche - Du fehlst
Emely (17. 06. 2013) - Meine kleine Prinzessin - Voller Dankbarkeit.
Matthis (15. 01. 2011) - Stern meines Herzens - Ich vermisse Dich.
Finchen (16. 10. 1994) - Auch Du !!!
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"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."
Antoine de Saint Exupéry

Am Tier zuerst übt sich das Kind in Barmherzigkeit oder Grausamkeit - und erwachsen ist es dann hilfsbereit oder unbarmherzig auch gegen seine Mitmenschen.
Friedrich Fröbel
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