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2 Kaninchen, 3 Fragen

Nutzer: Soensen
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geschrieben am: 12.01.2013    um 02:03 Uhr   IP: gespeichert
Zunächst einmal möchte ich mich herzlich für Eure fabelhafte Website und die für Euch damit verbundenen Kosten und Mühen bedanken!

Trotz vorhandener Literatur habe ich auf den verschiedenen Seiten sehr viele interessante Informationen und Erkenntnisse gewinnen dürfen. Nun freue ich mich über die Möglichkeit, hier im Forum ein paar individuelle Fragen loswerden zu können, auf die ich bislang keine Antworten habe finden können.

Vor wenigen Wochen haben mein kleiner Bruder und ich zwei Kaninchen aus dem Tierheim geholt. Die beiden waren bis dato nicht zusammen, aber nach einem kurzen Probelauf im Tierheim standen die Zeichen gut, dass sie sich vertragen würden. Heute verstehen sie sich - nach meinem Empfinden - sogar sehr gut miteinander.
Die Dame (Stefanie) ist nun 11 Monate alt, der Herr (Wagner) wurde im Juli 2012 geboren. Die Mischung ist sehr interessant: Sie ist als Widderkaninchen sehr zutraulich und überhaupt nicht ängstlich. Man merkt deutlich, dass sie ein "typisches" Hauskaninchen ist. Der Kleine hingegen ist ein wildfarbenes Zwergkaninchen und auch von seinem Naturell eher wenig domestiziert. Vor allem im direkten Vergleich der beiden wurde das deutlich. Er war anfangs sehr scheu und ängstlich gegenüber mir und meinem Bruder. Weil die beiden allerdings sehr viel Platz zur Verfügen haben, geht unser Plan auf: Er wird von Tag zu Tag weniger ängstlich und fühlt sich sichtlich wohl. Wir achten sehr darauf, dass wir ihn nicht verschrecken oder in die Enge treiben.

Nun meine Fragen:

1) Die beiden verstehen sich - wie bereits erwähnt - prima. Sie "unternehmen" viel gemeinsam, kuscheln und teilen sich schiedlich-friedlich das Essen. Zwischendurch kam es - da hatten wir uns etwas erschrocken - wohl noch einmal zu einem Kampf um die Rangordnung. Da ging es ganz schön rund - aber auch dank Informationen von dieser Seite wussten wir, dass man sie in diesem natürlichen Vorgang gewähren lassen muss, solange keine Verletzungen auftreten. Danach kehrte auch wieder Ruhe ein, wobei sie ihn zwischendurch immer mal wieder durch die Bude scheucht und jagt. Dazu die Frage: Wie ist dieses Verhalten einzuschätzen? Ist es in Ordnung - sofern man es gerade beobachtet - einzuschreiten? Es ist ja aus menschlicher Sicht nicht unbedingt leicht zu ertragen, sich aus solchen Szenarien herauszuhalten. Manchmal bin ich zu den beiden gegangen und habe mit gehobener Stimme gesagt, dass wieder Frieden herrschen soll. Was dann auch geklappt hat. Ist es also okay mit den Kaninchen in diesen Situationen quasi wie mit Hunden umzugehen? Und woran kann man den Unterschied von spielerischem Herumjagen und Aggressionen erkennen?

2) Die beiden futtern wie die Weltmeister. Vor allem Stefanie legt ein ungeheures Tempo an den Tag. Eine Möhre in 30 Sekunden? Kein Problem für sie! Nach dem Anfüttern mit Basilikum habe ich den beiden gestern einen Kräutertopf aus dem Supermarkt hingestellt. Danach habe ich mir ein Brot geschmiert und kurz darauf im Zimmer der beiden einen abgegrasten Topf mit Erde entdeckt, von dem man nicht hätte erahnen können, dass aus diesem einmal Basilikum emporgewachsen war.
Uns macht es aber auch viel Freude, den beiden mit frischem Gemüse und Kräutern leckeres Futter zu servieren. Also die Frage: Sollte man trotz der Qualität des Futters irgendwo eine Grenze ziehen? Wir wollen sie keineswegs mästen - aber welche Menge ist für gefräßige Kaninchen ein gesunder Höchstwert?

3) Wie bereits oben angedeutet, ist Wagner ziemlich schüchtern. Anfangs reagierte er sehr schreckhaft auf unsere Besuche und verschwand innerhalb von Zehntelsekunden und mit viel Getöse in die große Höhle aus Kartons. Mit jedem Tag fasst er jedoch mehr Vertrauen in seine Umgebung und auch uns gegenüber fühlt er sich immer wohler. Stefanies forsche Art scheint ihn dabei zu unterstützen. Es ist auch eine große Freude zu beobachten, wie er förmlich auftaut und immer mutiger wird. Dazu die Frage, inwiefern wir die nächsten Schritte des Kennenlernen-Prozesses fördern könnten oder sollten? Sollte weiterhin alles von ihm ausgehen - oder gibt es für dieses Stadium Tipps und Tricks, wie wir Wagner davon überzeugen können, dass wir tatsächlich nur das Beste für ihn wollen und er sich vor Annäherungen und unserer Anwesenheit nicht fürchten braucht?

Ich hoffe, dass ich mit meinen Angaben nicht zu ausschweifend verfahren bin. Wenn man stolzer, aber noch junger Besitzer von Kaninchen ist, fällt es wohl etwas schwer, die Dinge bei all der Aufregung präzise beim Namen zu nennen.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!

Søren aus dem Ruhrgebiet
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Nutzer: CyCy
Status: SR-Team
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Anzahl Nachrichten: 22563

geschrieben am: 12.01.2013    um 05:09 Uhr   IP: gespeichert
Ein herzliches Hallo aus dem Ruhrgebiet zurück an dich, Søren!

Du bist zwar sehr ausführlich, aber bei dem angenehmen Scheibstil und der Freude am Tier, die aus deinem Posting spricht, macht das Lesen sogar Spaß.
Zuerst einmal hier bei uns!

1) Puh - je nachdem wie alt die Kaninchen sind, und ob Seganic bereits kastriert wurde have ich hier direkt mehrere Gdanken. Mag sein, dass einer zutrifft, oder direkt mehrere in Kombination. Ferndiagnosen sind immer mit Vorsicht zu genießen.
Wenn die Riere seit wenigen Wochen bei euch leben ist nicht unbedingt mehr von Vergesellschaftungsgerangel auszugehen, eher von Gejage mit anderem Hintergrund. Möglich wäre:
- die Kombination der unterschiedlichen Charaktere, eine Neigung zur "Zickigkeit" und/oder dem Willen, immer zeigen zu müssen das man die Oberhand hat, bei Stefanie, und den ohnehin eher zurückhaltenden Zug in Wagners Wesen - in solchen Gruppen kann es immer mal zu Jagdsequenzen kommen; in so einem Fall wären das eher kurze Akte (einmal quer durch den Raum und danach wieder 'weiter im Text', manchmal gibt es hier auch Auslöser wie Futter oder Annäherungsversuche, die Tiere sind danach aber sofort wieder unbeeindruckt zurück bei dem, was sie vorher taten. Es würde immer nur sie ihn jagen
- besonders bei Jungtieren besteht die Möglichkeit auf das übliche Chaos in der "Sturm und Drang" Phase, meist zwischen etwa einem halben und einem ganzen Lebensjahr. Hier würde meist jeder mal jeden jagen, das Ganze kann durchaus spielerischen Charakter haben (Bocksprünge etc) muss es aber nicht
Auch eine Möglichkeit, wenn alles von der Häsin ausgeht, ist eine beginnende Scheinträchtigkeit wenn Steganie unkastriert ist. Das würdet ihr dann bald wirklich bemerken, und auch das würde sich nach einer Weile (wenigen Wochen) dann legen.

Den Unterschied zwischen Aggressivität und Spiel/kurzen Intermezzi würde ich da ziehen, wo eines der Tiere das andere belauert und nicht mehr am gewissen Plätzen duldet, oder es andersherum nicht von gewissen Orten weghoppeln lässt, ohne es massiv zu bedrängen.


2) Puh - Menge ist weniger ein Problem, als Kalorien. Im Sommer gebe ich meinen beiden Zwergen Wiesenpflanzen, also das frische Pendant zu Heu, wenn man so will - und sie bekommen eine proppevoll gestopfte Alditragetasche plus ein bisschen Gartengemüse, oder auch zwei vollgestopfte Jutebeutel voll. Auch am Gemüse bin ich nicht sparsam - solang man mehr blättrige als knollige/wurzelige Sorten gibt (denn die haben den Löwenanteil an Zucker und Kalorien) macht man wenig falsch. Die Schlüsselwörter sind Abwechslung und Auswahl. Ich richte mich grundsätzlich danach, dass meine Kaninchen eher wenig Kohlenhydrate bekommen, und immer so viel dassdie es nicht auf einmal auffressen sondern den ersten Hunger (auch bei dem können sie sehr ausdauernd sein...) stillen, dann weghoppeln und später wieder Nachschlag futtern gehen. Besonders wenn die Kaninchen so einen Luxus nicht kennen, kann es sein dass sie am Anfang wirklich kräftig zuschlagen und erst mit der Zeit lernen, weniger gierig alles sofort aufzufressen, was kommt.


3) Meine Häsin, ebenfalls scheu, ebenfalls phänotypisches Wildkaninchen, lebt seit 4 Jahren bei mir und ist bis heute extrem vorsichtig, lässt sich nicht anfassen und ungern einfangen. Sie ist eben das, was Mutter Batur sich beim Machen von Kaninchen gedacht hat: Ein Fluchttür, und darum bis in ihre kleinen Knochen vorsichtig und von Natur aus etwas misstrauischeren alles was kein Kaninchen ist. Aber für sie ist es viel einfacher, von sich aus kommen zu dürfen. Setze ich mich in ihrem Bereich auf den Boden oder lege mich dort sogar hin und (ganz wichtig!) behalte meine brabbelnden Fangwerkzeuge (=Arme) bei mir anstatt sie in ihre Richtung zu bewegen, dann ist es OK und sie holt sich sogar Leckerchen ab. Sie mag einfach nicht, wenn man auf sie zukommt, das ist bedrohlich für sie und sie kann das nicht einschätzen. Wenn man aber zulässt, dass Sie entscheiden darf wie weit es geht, dann ist sie recht mutig.
Man muss bei solchen Tieren einfach akzeptieren, dass sie noch viel vom Instinkt ihrer Art trotz der Generationen langen Zucht durch den Menschen abbekommen haben. Manche Kaninchen sind keine Kuschel- sondern eher Beobachtungskaninchen, aber auf ihre Weise sehr faszinierend.
Und bei vielen dieser Kaninchen wird mit der Zeit das Zutrauen auch größer, nur wenige sind so hartnäckig wie meine Dame.
Wie gesagt, dem Tier zu erlauben, das Annähern zu übernehmen, indem man sich zB reglos mit ein paar Leckerchen an und auf den Knirn ins Gehege setzt kann helfen, dem Tier Vertrauen beizubringen.

Alles Gute - ich hoffe, ihr habt lange Freude an euren zwei Langohren!










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