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geschrieben am: 06.04.2013 um 01:07 Uhr IP: gespeichert
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Geliebte kleine Polly,
jetzt habe ich Dich auf Deine letzte grosse Reise geschickt. Kein Schmerz, keine Angst und keine Krankheiten mehr. Hier darfst du hoppeln, im Gras Haken schlagen, Löcher buddeln. Hier gibt es alles, was Dein Herz begehrt und vielleicht denkst Du ja zwischendurch zurück an unsere gemeinsame Zeit, an mich, an Pepe, an Phoebe... Wir sind hier und denken auch an Dich. Wie Du zu uns kamst. Von der Tierhilfe habe ich Dich geholt. Ein kleines verängstigtes Häschen aus schlechter Haltung. Ich habe dir die Welt versprochen. Du wurdest so zutraulich, du kleines neugieriges Ding. Und dann hat uns das Schicksal nur 5 unbeschwerte Monate gelassen. Ein E.C. Ausbruch hat die Welt die ich Dir versprochen habe wie ein Kartenhaus zusammen stürzen lassen. Es tat so weh zu sehen, wie Du nicht verstanden hast, was da gerade mit Dir passiert. Und dann das Unglaubliche: Ich war das Häufchen Elend, Du die Kämpferin, die mir erst einmal gezeigt hat, dass hier nicht aufgegeben wird. Wozu Hinterpfoten, wenn man doch Vorderpfoten hat? Ich habe wieder Lächeln gelernt und jeder Tag hat mich von der Arbeit nach Hause fliegen lassen - in Vorfreude darauf, Dich zu sehen und Zeit mit Dir zu verbringen. Klar gab es Rückschläge, wie den Kieferabszess. Selbst den hast Du weg gekämpft. Ich dachte wirklich, Du seist unsterblich, meine kleine Heldin.
Wir hatten noch so ein tolles Jahr. Und dann kam der Zeitpunkt wo auch ich erkennen musste, dass Glück endlich ist und wir unseren Bonustopf ausgeschöpft hatten. Ein neuer E.C.-Schub, der uns alles kaputt gemacht hat. Schliesslich hat dein Verdauungssystem versagt und da musste selbst ich erkennen, dass der Zeitpunkt für den Abschied gekommen ist. Ich habe Dich in meinen Armen gehalten, in Deine Augen gesehen und Dich gefragt: Polly, sollen wir aufgeben? Klar habe ich keine Antwort erwartet. Du hast mich nur gross angeschaut. Aber ich habe Schmerz in Deinen Augen gesehen. Du solltest nicht leiden! Niemals! Also sind wir in die Klinik gefahren. Ich habe den ganzen Weg geweint. Ich konnte nicht anders. Und du hast geahnt, dass es der letzte Weg ist. So hast Du mich noch nie angesehen. Die Ärztin hat dich noch einmal geröntgt, aber ich wusste es eigentlich schon vorher. Sie hat es nur noch einmal bestätigt - hier kann man nichts mehr tun. Also habe ich die Entscheidung getroffen. Ich hoffe so sehr, es war in deinem Sinne. In diesem Augenblick habe ich es am meisten bereut, dass Du nicht sprechen kannst. Ich habe Dich bis zum Schluss in meinen Armen gehalten. Als sie dich mir weg genommen haben - dieser Schmerz... Ich dachte nur, nehmt mich doch gleich mit. Ich wollte nicht nach Hause, nicht ohne Dich, nie mehr durch diese blöde Tür, weil ich ganz genau wusste, dass du nicht dahinter bist. Nie mehr. Niiiiieeee meeeehr. Ich möchte es laut raus weinen.
Jetzt sitze ich hier. Ja, ich bin doch nach Hause gegangen. Pepe und Phoebe warteten ja auch auf mich. Das ist jetzt alles knapp 8 Wochen her und ich weine, als wäre es gerade erst passiert, dass Du uns verlassen hast. Ich halte jeden Abend Deine Decke in den Armen, die immer noch nach Dir riecht. Ich mache die Augen zu und schon bist Du da - jeden Tag. Und das tröstet mich. Ich kann Dich um mich haben, wann immer ich will. Du wohnst jetzt nämlich in meinem Herzen. Du bist niemals allein Polly, keine Angst! Wir zeigen dem ollen Schicksal gehörig den Mittelfinger!
Ich liebe Dich, mein kleiner Hase! Schlaf gut Polly
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