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Ohrenentzündung?

Nutzer: Fmp
Status: Hase
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geschrieben am: 03.01.2023    um 13:27 Uhr   IP: gespeichert
Hallo
es geht um meinen Zwergwidder Klopfer, er ist 7 Jahre alt.
Seit Sonntag merke ich, dass er den Kopf häufiger schüttelt und Gleichgewichtsprobleme hat. Er knickt mit den Hinterpfoten beim Männchen machen, Sprüngen und teils beim Laufen weg und wirkt generell instabil und wacklig hinten.
Deswegen war ich heute dann natürlich beim Tierarzt und da kam folgendes raus: Vor allem sein rechtes Ohr ist relativ stark geschwollen innen, sodass man kaum etwas sieht. Seine Ohren wurden gespült und der Abstrich unter dem Mikroskop angeschaut, es ist links lediglich Ohrenschmalz, rechts ist auch etwas Eiter/ Bakterien dabei, allerdings wohl nicht sehr viel. Das linke Ohr ließ sich auch wesentlich besser reinigen als das rechte, rechts war auch deutlich gereizter und hat beim Spülen relativ schnell das "bluten" angefangen. Insgesamt konnte meine tierärztin im Ohr jedoch nicht viel erkennen. Er bekommt jetzt Metacam zum Abschwellen des Ohres und gegen die Entzündung. Außerdem einen Ohrreiniger (VulnoCyn), der wohl gegen Bakterien, Viren und Pilze wirkt.
Das soll ich ihm jetzt erstmal geben und dann hab ich am Mittwoch wieder einen Termin um zu schauen, ob man im Ohr mehr erkennen kann und wie es eben weitergeht.
Meine Tierärztin hat schon angekündigt bzw. die Vermutung geäußert, dass es eben eine Mittelohrentzündung sein könnte und dann ein CT gebraucht werden würde...Nun zu meiner Frage: Ich verstehe den Grund eines CTS durchaus, aber eig. will ich Klopfer mit seinen 7 Jahren nicht unbedingt am Ohr operieren lassen, weil das ja auch eine sehr schmerzhafte OP sein soll, und das wäre ja eig die Konsequenz aus einem CT, wenn man sieht, dass das Mittelohr betroffen ist, oder liege ich da falsch? Welchen Zweck hätte ein CT sonst? Ich würde es einfach gerne erstmal mit einer konservativen Therapie probieren, oder wie seht ihr das? Was gibt es da generell für Therapiemöglichkeiten? Hat jemand Erfahrung mit (Mittel)ohrentzündungen und kann mir ein bisschen weiterhelfen?
Liebe Grüße
Sophia
Purzel und in Liebe Frisbi und Mela
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Nutzer: Gretchen
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geschrieben am: 03.01.2023    um 22:51 Uhr   IP: gespeichert
Guten Abend Sophia!

Es tut mir sehr leid, dass es Deinem Kaninchen so schlecht geht und ich kann Dich sehr gut verstehen, dass Du Dir Gedanken zur OP machst, das hat mich auch schon einige graue Haare gekostet.

Wichtig wäre aus meiner Sicht erst einmal eine klare Diagnose. Die Mittelohrentzündung ist ja erst einmal "nur" ein naheliegender Verdacht. Kennst Du den EC-Status von Deinem Kaninchen, wurde er mal auf Antikörper getestet? Wenn EC als Ursache infrage kommt, würde ich auch Panacur und hochdosierte B-Vitamine geben.

Mit einem CT würdest Du den Status der Ohren besser abschätzen können. Liegt wirklich eine Mittelohrentzündung vor, welche Behandlungsoptionen kommen infrage. Oder ist es doch nur eine Entzündung des äußeren Gehörgangs und die Gleichgewichtsprobleme haben eine andere Ursache? Wenn eine Ohrentzündung schon Gleichgewichtsprobleme verursacht, würde man die Veränderungen im Mittelohrbereich vermutlich schon auf einem Röntgenbild erkennen. Das könntest Du beim nächsten Tierarzttermin mal als Alternative zum CT besprechen. Eine Aufnahme "von oben" (dorsoventrale Aufnahme) bekommt ihr bestimmt trotz Gleichgewichtsproblemen auch ohne Narkose hin und dann könnt ihr weitersehen.

Wichtig zu wissen wäre noch (beispielsweise für die Beurteilung, welche Medikamente zum Spülen verwendet werden dürfen und welche nicht), ob die Trommelfelle aktuell intakt sind. Da würde ich Deinen Tierarzt beim nächsten Termin noch mal bitten, zu schauen, ob er dies einsehen kann. Leider geben die Hängeohren bei Widdern nicht immer den Blick auf die Trommelfelle frei (selbst wenn die Ohren sauber sind). Aber versucht es mal. Solltet nicht sicher sein, ob ein Trommelfell intakt ist, setzt man sicherheitshalber nur Reiniger und Medikamente ein, die bei nicht intaktem Trommelfell verwendet werden dürfen.

Liegt eine Entzündung vom Gehörgang (der Bereich bis zum Trommelfell) vor, kann man eine Spülprobe des Ohres ins Labor schicken, ein Antibiogramm von den vorliegenden Bakterien machen und dann weißt Du genauer, welche Antibiotika in eurem Fall empfehlenswert sind. Leider sind die Erreger die man im Gehörgang findet aber nicht automatisch die, die sich bei einer Mittelohrentzündung im Mittelohr (also hinter dem Trommelfell liegend) tummeln. Entscheidet man sich für eine OP (Bullaosteotomie), entnimmt der Arzt dabei auch eine Probe für das Antibiogramm, damit nach der OP mit dem passenden Antibiotikum behandelt werden kann.

Wenn Dein Widder zu zuviel Ohrschmalz und Entzündungen neigt, würde ich die Ohren regelmäßig daheim reinigen. Wie das geht, kannst Du Dir von Deinem Tierarzt zeigen lassen. Wie häufig, ist fallabhängig. Das besprichst Du am besten auch mit dem behandelnden Tierarzt.

Was ich Dir für den Austausch mit anderen Haltern noch empfehlen kann, ist die Facebookgruppe "Otitis beim Kaninchen - Erfahrungsaustausch".
Liebe Grüße von Manu mit Fetti und Sissi
für immer im Herzen: Holly, Flöckchen, Moppi, Pienchen, Maja, Bobelix, Norbi
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Nutzer: Gretchen
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geschrieben am: 03.01.2023    um 22:56 Uhr   IP: gespeichert
Was ich zu dem Thema auch empfehlen kann, ist das (kostenpflichtige) Otitis-Webinar von der Tierärztin Diana Ruf: >KLICK HIER!<
Liebe Grüße von Manu mit Fetti und Sissi
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  TopZuletzt geändert am: 03.01.2023 um 22:56 Uhr von Gretchen
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Nutzer: Fmp
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geschrieben am: 04.01.2023    um 20:07 Uhr   IP: gespeichert
Hallo,
Vielen Dank für die Antwort. Bin schon fleißig am lesen in der Facebook Gruppe.
Ich war jetzt heute nochmal beim Tierarzt, weil das Laufen viel schlechter geworden ist. Er kann quasi keine Strecke laufen ohne wegzukippen oder zu schwanken. Dazu frisst er auch noch sehr wenig und eig auch nur, wenn man es vor die Nase hält.

Meine Toerärztin hat ihn dann mal laufen lassen, und dabei hat er sich auffällig oft im Kreis gedreht. Deswegen liegt der Verdacht Ec nahe, dass es eben doch nicht nur das Ohr ist. Ich habe mich allerdings gegen eine Titeruntersuchung entschieden, weil die ja bei vielen Kaninchen auch positiv ausfällt ohne dass sie direkt Ec haben. Ich behandle ihn jetzt auf Ec mit, er kriegt Panacur und Ornifloxin. Das Vitamin B von RodiCare habe ich bestellt, wenn das morgen da ist kriegt er das auch noch.
Und zusätzlich natürlich Schmerzmittel und Ohrreiniger weiter wegen der Otitis.

Auch die Ohren hat sie sich nochmal angeschaut und gespült. Beim Spülen kam schon wesentlich weniger Eiter als gestern, ich habe es über eine Kamera aber auch gesehen, es ist schon noch Schmodder im Ohr, aber schon viel besser als gestern. Der Gehörgang bei Widdern ist halt auch einfach unfassbar eng.
Das Ct stand ja gestern wegen dem Ohr schon im Raum, durch den EC verdacht hat meine Tierärztin das nicht mehr erwähnt. Ich schaue jetzt wie es ihm weitergeht und habe am Mittwoch den nächsten Termin.

Das Gehege habe ich umgeräumt und versucht ein bisschen fallsicherer zu machen. Leider frisst er sehr wenig, heißt ich päppele zu. Wie oft muss man das in so einem Fall machen? Auch alle 2h wie bei Verdauungsproblemen? Auch nachts?

Gibts es noch irgwas was man zusätzlich geben kann? Oder sonstige Tipps, bin dankbar über alles

Liebe Grüße
Purzel und in Liebe Frisbi und Mela
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Nutzer: Gretchen
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Anzahl Nachrichten: 8817

geschrieben am: 04.01.2023    um 21:47 Uhr   IP: gespeichert
Zitat von: Fmp
1. Ich habe mich allerdings gegen eine Titeruntersuchung entschieden, weil die ja bei vielen Kaninchen auch positiv ausfällt ohne dass sie direkt Ec haben.

2. Leider frisst er sehr wenig, heißt ich päppele zu. Wie oft muss man das in so einem Fall machen? Auch alle 2h wie bei Verdauungsproblemen? Auch nachts?

Gibts es noch irgwas was man zusätzlich geben kann? Oder sonstige Tipps, bin dankbar über alles
1. Das ist richtig. Du könntest lediglich bei negativem Titer EC relativ sicher (nicht 100%ig) ausschließen.

2. Wichtig, damit er möglichst viel selbst zu sich nimmt, wäre zuallererst eine gute Schmerzabdeckung, denn eine Ohrentzündung ist äußerst schmerzhaft. Teilweise reicht ein Schmerzmittel alleine nicht aus. Bei meiner Kaninchenomi hat zum Beispiel die Kombi aus Metacam und Novalgin sehr gut funktioniert, unter "nur" Metacam, selbst wenn es hochdosiert war, hat sie zeitweise nahezu nichts von alleine gefressen. Aber das ist individuell durchaus verschieden. Da probier' am besten einmal in Zusammenarbeit mit Deiner Tierärztin aus, womit es Deinem Patienten am besten geht.

Bei einer Mittelohrenzündung kann es passieren, dass das Kaninchen anders kaut und sich Zahnprobleme entwickeln. Hier wäre es wichtig, die Zähne im Auge zu behalten, nicht dass es dort eine Baustelle gibt, die dem Patienten das Fressen zusätzlich erschwert.

Meinem Kaninchen habe ich in Akutphasen zusätzlich zum normalen Frischfutter auch Päppelbrei im Napf angeboten. Das liefert gut Energie und lässt sich einfacher/schneller aufnehmen wenn Kauen gerade unangenehm bis schmerzhaft ist. Wenn Du päppelst, hast Du ja vermutlich auch ein Pulver zum Anrühren da? Das könntest Du versuchsweise in einem Schälchen anbieten. Anfangs gern mit z.B. ein paar Haferflocken, Babymöhrenbrei oder einem Stückchen verdrückter Banane untergemischt, um es "leckerer" zu machen. Idealerweise lässt er sich dafür begeistern, dann habt ihr beide weniger Stress/Aufwand.

Ansonsten werden bei einer Ohrentzündung oft weiche bzw. leicht zu kauende Futtersorten bevorzugt. Versuchen könntest Du daher beispielsweise auch zarte Kräuter, Salate oder auch ganz klein geschnittenes Frischfutter.

Ich würde darauf achten, dass er in jedem Fall regelmäßig (alle paar Stunden) etwas zu sich nimmt - egal ob selbst oder gepäppelt.

Gute Besserung für Klopfer!
Liebe Grüße von Manu mit Fetti und Sissi
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