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geschrieben am: 08.09.2009 um 18:45 Uhr IP: gespeichert
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Hallo Havanna,
nun - das ist ein Thema, was zu unserem Leben dazu gehört und ich kann durchaus verstehen, dass man auch mal Fragen dazu stellt, Gedanken laufen lässt und sich mit anderen austauschen möchte.
Sicher trauert jeder ganz anders, wir Menschen sind alle anders. Das ist legitim und jedermanns Recht, Trauer zu verarbeiten, wie es ihm entspricht. Dies zu bewerten und gar zu verurteilen, steht NIEMANDEM zu.
Wir hatten hier mal ein Mädel, welches offenkundig über den Tod ihres Kaninchens nicht hinwegkam. Sie schrieb jeden Tag und das monatelang. Hier scheiden sich dann die Geister, denn wie sie trauerte war ganz allein ihre Sache. Aber dass sie in der heftigen Form so lange laut und offen trauerte, ist meines Erachtens nach nicht gesund gewesen.
Sie hat ihr Kaninchen idealisiert und zudem wohl auch allein gehalten, was für mich erkennen liess, dass sie in dem Tier etwas gesehen und gesucht hat, was ein Tier niemals geben kann: Wünsche des Menschen zu erfüllen.
Ich persönlich mag diese Haltung ganz und gar nicht, denn sie muss zwangsläufig auf eine Enttäuschung hinauslaufen, da Tiere im Grunde nur instinktiv und sogar egoistisch handeln. Sie sollen uns Freude machen, ja - aber man muss sie akzeptieren, wie sie sind. Das fällt uns Menschen immer sehr schwer, weil wir auch untereinander immer aneinander herumerziehen. Es mag uns bei Tieren teilweise gelingen, doch sieht man diesen Tieren dann auch am Verhalten an, dass sie gestört sind. Sie benehmen sich nicht, wie es ihrer Art entspricht, sind verunsichert, weil sie spüren, dass ihr Mensch mit ihnen unzufrieden ist. Und gar Erwartungen an sie zu stellen, ist gänzlich falsch. Es mag bei einigen Tierarten noch gehen, wie z.B. Hunden, die auch eine gewisse Erziehung brauchen, aber ganz sicher nicht in der von uns geforderten Weise der Liebesbezeugung, wenn wir es wünschen.
Und für Kaninchen gilt das allemal.
Ich muss leider sehr oft ein Tier gehen lassen, schon allein deshalb, weil es in der Natur der Sache liegt. Im "sweetrabbits Headquarter" leben ständig rund 30 Tiere, von denen die meisten aus schlechter Vorhaltung kommen. Ich vermag sie nicht immer zu retten oder ihnen ein langes Leben zu schenken, denn die Schäden sind angerichtet und meist nicht reparabel oder lange hinauszuzögern.
Ich bin ein Mensch, der offen trauern kann. Ich weine viel und spreche darüber, setze ein Posting in die Regenbogenbrücke und gebe ihnen einen Platz in meinem Garten. Ich stelle keine Lichter oder Gedenksteine auf, denn ich möchte nicht das Gefühl haben, über einen Friedhof zu gehen. Aber ich rede von Zeit zu Zeit mit ihnen, gedenke ihrer und weine auch nach Jahren noch manchmal. Ich ehre sie, in dem sie einen Flyer zieren oder auf einer Broschüre abgebildet sind.
Sie werden immer in meinem Herzen sein, manch einer mehr, mancher weniger, denn ich vermag es nicht, alle gleich zu lieben. Den einen oder anderen kannte ich noch nicht einmal lange genug - doch sie besitzen mein Mitgefühl, weil ich nicht mehr für sie tun konnte. Und auch sie werden immer in meinen Gedanken sein.
Ich kann umgehen damit, weil ich es als Aufgabe für mich sehe, mich um Kaninchen zu kümmern. Weil der eine Platz macht für den nächsten und ich sicher bin, der vorausgegangene seinen Platz gern einem anderen Kaninchen gibt, damit ich diesem genauso helfe, wie ich ihm geholfen habe.
So gehe ich damit für mich um, weh wird es immer tun, aber ich nehme gern ein wenig davon auf mich, wenn ich diesen oft gequälten Seelen damit ein wenig Schmerz nehmen kann. |
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Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.
*George Bernard Shaw* |
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