Erklärung Magenüberladung
Es scheint einige Zusammenhänge zu geben, mit denen evtl. eine furchtbare Entwicklung der Magenüberladung verhindert werden kann. Wir geben zu bedenken, dass es einige Halter zu gut meinen und auch etwas empfindlich mit der Fütterung von ausschließlich Heu und Wasser umgehen. Doch ist unser aller Anliegen hier die artgerechte Ernährung, was teilweise ohnehin schwierig ist, da nicht jeder die Möglichkeit hat, Wiese, Äste und Zweige von entsprechender Qualität (unbelastet) und Menge zu beziehen, was eigentlich viel mehr einer artgerechten Fütterung entsprechen würde.Zunächst vorab: eine vermehrte Heu-Wasser-Ernährung ist keine Strafe für die Kaninchen. Heu von guter Qualität ist natürlich Voraussetzung dafür. Es muss grün und trocken sein, Blüten & Kräuter enthalten und nach Wiese duften. Weiterhin ist bei vielen zu beobachten, dass das Frischfutter aus zu gut gemeinten Gründen viel zu klein geschnitten wird. Futter ist auch Beschäftigung bei Kaninchen, die bis zu 80 kleine Mahlzeiten pro Tag zu sich nehmen. Daher immer wieder unser Rat: bitte das Futter nicht zu klein schnippeln. Eine ganze Karotte oder auch mal eine Knolle Sellerie im Ganzen fördert die Bewegung und Verdauung. Das Tier muss sich mehr anstrengen und nimmt so auch automatisch weniger Futter auf, als wenn es mundgerecht in sich hineingeschaufelt werden kann.
Bedenkt man das heiße Wetter, bei welchem sich die Tiere automatisch weniger bewegen mögen, kommen hier unglückliche Faktoren zusammen: bei einer erleichterten Futteraufnahme gepaart mit zu wenig Bewegung kann es schnell zu einem Stau im Magen kommen. Der Inhalt wird nicht gut befördert und damit sind die Voraussetzungen für eine Überladung schnell gegeben. Auch die angebotene Menge an Frischfutter kann in sehr heissen Sommern bedenkenlos reduziert werden, denn weniger Bewegung bedeutet auch weniger Energieverbrauch.
Im Zuge dieser Gedanken habe ich ein kleines Experiment durchgeführt und die Futterzeiten der sweetrabbits so auseinandergezogen, dass ich nach einer Woche nur noch eine Fütterung zur kühleren Abendzeit durchgeführt habe. Keines der Tiere hat einen Gewichtsverlust erlitten oder sonstige Probleme. Der Heuverbrauch ist deutlich gestiegen, was ein positiver Nebeneffekt ist. Somit unsere Empfehlung für die Gesunderhaltung und als Vorsichtmaßnahme für Eure Tiere in dieser Jahreszeit:
Frischfutter in groberen Stücken anbieten
Hauptfütterung pro Tag in den kühlen Abendstunden
Vermehrte Heu-Wasser-Fütterung
Wie kommt es zu einer Magenüberladung?
Kaninchen haben einen kaum bemuskelten Magen und Darm, daher funktioniert ihre Verdauung nur, wenn der Speisebrei durch weitere Futteraufnahmen durch den Magen-Darm-Trakt weitergeschoben wird. Ist dies aber aufgrund verschiedener Ursachen nicht möglich, kommt es zu einer massiven Ausdehnung des Magens. Kaninchen können aber nun nicht, wie zum Beispiel Menschen, erbrechen und so den Magen entleeren, hier muss der Mageninhalt immer die ganze Magen-Darm-Passage passieren.Durch die starke Ausdehnung des Magens drückt dieser nun auf umliegende Organe und löst damit starkes Unwohlsein aus. Es kommt zu Atembeschwerden, Durchblutungsstörungen einzelner Organe und im schlimmsten Fall zum Schock. Die Kaninchen werden schnell ruhiger - teilweise sogar apathisch, bewegungsunlustiger und nehmen oft eine gekrümmte Haltung ein, wobei das Hinterteil mitunter stark auf den Boden gepresst wird. Der Bauch fühlt sich zudem hart und fest an. Sie verweigern die Nahrungsaufnahme, es wird kein Kot abgesetzt und oftmals haben die Tiere auch Schmerzen, so dass sie mit den Zähnen knirschen.
Zur sicheren Diagnose sollte immer der Tierarzt konsultiert werden. Ein Röntgenbild dient zur sicheren Unterscheidung zwischen einer Magenüberladung und einer Magenaufgasung (Tympanie). Zudem kann so fast immer festgestellt werden, was genau den Weitertransport des Mageninhaltes verhindert (Haarballen, Fremdkörper etc.). Eine Ursache einer Magenüberladung können Haarballen (Bezoare) sein, die den Magenausgang verschließen und so den Weitertransport des Speisebreis in den Darm verhindern. Der Speisebrei beginnt zu gären und der Magen weitet sich aus. Der Magenausgang kann allerdings auch durch Fremdkörper verschlossen sein, die das Kaninchen aufgenommen hat (klumpende Katzenstreu ist hier besonders zu erwähnen, allerdings auch Plastik oder große Mengen an Teppichfasern etc.).
Eine andere Ursache findet sich in stark aufquellendem Futter wie Trockengemüse, Futterpellets, Strohpellets und ähnlichem. Meist in Verbindung mit mangelnder Wasseraufnahme des Tieres. Durch Aufnahme großer Mengen, die im Magen aufquellen, bildet sich im Magen dann ein großer, zäher Speiseklumpen, welcher zu einer massiven Magenausdehnung führt.
Eine weitere Ursache ist gieriges Herunterschlingen großer Futtermengen - insbesondere von Frischfutter. Viele Besitzer reichen Frischfutter in zu kleinen Stücken - aus falscher Tierliebe und zu großer Fürsorge. Futter ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern immer auch Beschäftigung und dient der Bewegung. Futter sollte immer in groben Stücke gereicht werden!
Auch die unregelmässige Futteraufnahme führt zu großer Gier - daher sollten die Tiere einen festen Rhytmus haben, in welchem sie gefüttert werden. Ein Kaninchen darf nie fasten oder längere Zeit ohne Futter sein. Die Kaninchen müssen immer rund um die Uhr ausreichend und qualitativ hochwertiges Heu zur Verfügung haben. Besondere Obacht sollte man hier auf die kleinen Heumuffel haben.
Frisches Wasser muss rund um die Uhr immer ausreichend vorhanden sein.
Frischfutter sollte nie ganz klein geschnitten gefüttert werden, damit es nicht zu schnell verschlungen werden kann.
Im Sommer, wenn es heiß ist und die Tiere sich tagsüber nur wenig bewegen, sollten morgens keine großen Mengen Frisch- oder Trockenfutter verfüttert werden. Lieber abends mehr, wenn es kühler ist und sich die Tiere wieder mehr bewegen mögen.
Frischfutter niemals mit Trockenfutter zusammen geben, es sollte immer ein zeitlicher Versatz von mindestens 2 Stunden gegeben sein.
Aufquellendes Futter nur in kleinen Mengen geben. Darauf achten, dass keine Strohpellets gefressen werden.
Sobald Köttelketten auftreten, sollten einige Tropfen Paraffinöl oder Leinöl über das Futter gegeben werden. Dies hilft beim Abtransport von Haaren, die sich im Magen-Darmtrakt befinden.
Viel Bewegung ist auch gegen einen trägen Darm wichtig. Daher sollten die Tiere rund um die Uhr die Möglichkeit haben, sich ausreichend bewegen zu können.
Darauf achten, dass die Kaninchen keine Möglichkeit haben, Fremdköper zu verschlucken oder gefährliche Sachen (Plastik, Synthetik) anzuknabbern.
Was tun bei einer akuten Magenüberladung?
Wichtig ist der schnellstmögliche Gang zu einem Tierarzt, damit eine genaue Diagnose gestellt werden kann.Zusätzlich kann dem Tier oral (mittels einer Einwegspritze) Lein- oder Paraffinöl verabreicht werden (bis zu 5ml bei einem Zwergkaninchen pro Tag), der Mageninhalt wird so rutschiger und kann dann leichter ausgeschieden werden.
Bewegung ist unerlässlich, selbst wenn man die Tiere dazu sanft zwingen muss.
Ebenso bewährt hat sich die Gabe von Rodikolan-Tropfen®, einem pflanzlichen Mittel, welches krampflösend und verdauungsunterstützend wirkt.
Sanfte Bauchmassagen in kreisenden Bewegungen in Richtung After unterstützen den Verdauungsprozess.
Da eine Magenüberladung meist mit Schmerzen für das Kaninchen einhergeht, ist die Verabreichung eines Schmerzmittels von Seiten des Tierarztes sinnvoll.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, damit der Mageninhalt dünnflüssiger und auch weicher wird. Trinkt das Kaninchen nicht selbstständig, sollte über eine Spritze Flüssigkeit zugeführt werden.
Abschließend ist noch zu sagen, dass bei einer Magenüberladung eine Zwangsfütterung lebensgefährlich werden kann und grundsätzlich abzulehnen ist! Eine Überladung entsteht dadurch, dass der Mageninhalt nicht weitertransportiert werden kann und somit im Magen verbleibt. Durch die Zwangsfütterung bzw. das Päppeln wird jedoch immer weiter Nahrung in den Magen gebracht - im schlimmsten Fall kommt es zu einem Riss in der Magenwand (Magenruptur).
Sobald sich der Zustand des Tieres allerdings gebessert hat und es auch wieder Kot absetzt, es aber noch nicht wieder von alleine frisst, muss langsam zugefüttert werden. Das Futter sollte dann aber dünnflüssig angemischt werden und in kleinen Portionen gefüttert werden.
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